: Friedensaktivisten vernommen
■ Nachdem am Sonntag das Bürgerparlament Cacaks verboten worden war, wird nun auch gegen die Mitglieder vorgegangen
Belgrad (dpa) – Vier Aktivisten einer Friedensgruppe im serbischen Cacak sind am Montag von der Polizei vernommen worden. Sie sollen im Eilverfahren wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe bestraft werden, meldete am Abend die Belgrader Nachrichtenagentur Beta. Den Aktivisten wird vorgeworfen, eine öffentliche Versammlung ohne behördliche Zulassung organisiert zu haben. Die Urteile sollen am Dienstag verkündet werden. Während der Vernehmung hatten sich etwa 50 Bürger zu einer Solidaritätskundgebung vor dem örtlichen Gericht versammelt.
Eine Antikriegsversammlung des unabhängigen Bürgerparlaments hatte die Polizei am Sonntag abend verboten. Während der Kriegszeit seien keine Kundgebungen gestattet, hieß es. Die regimekritischen Bürger hatten sich in einem Restaurant versammelt. Anschließend zog die Gruppe in eine Kirche, um Kerzen für alle Opfer des Krieges anzuzünden.
Gegen die angedrohten Strafen haben am Montag zwei oppositionelle serbische Parteien protestiert. „In diesem Augenblick muß jeder Schritt, der zum Chaos und zu Trennungen führt, vermieden und der Bürgerfrieden bewahrt werden“, heißt es in einer Erklärung der Demokratischen Partei. Der Chef der Sozialdemokratie und ehemalige Armeegeneral, Vuk Obradovic, protestierte gegen die „Verfolgung der demokratischen Opposition“ in Cacak, meldete Beta.
Das Bürgerparlament war vor einer Woche von zwei Dutzend Bürgern Cacaks gegründet worden. Am vergangenen Donnerstag hatten sie den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic aufgerufen, sofort den Krieg zu beenden. „Sie entscheiden über das Schicksal aller Völker Jugoslawiens, und deswegen müssen Sie unverzüglich den Krieg beenden“, hieß es in ihrem Appell. Diese Gruppe verlangt auch den Schutz aller Kosovo-Albaner und die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heime.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen