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D'Alema: „Alles unter Kontrolle“

■ Wer sind die neuen Roten Brigaden? Der Anschlag von Rom hat vielerlei unerwartete Konsequenzen

Rom (taz) Mit einer Reform der Geheimdienste will die Regierung von Massimo D'Alema Entschlossenheit nach dem tödlichen Attentat auf den Regierungsberater D'Antona demonstrieren. Inzwischen gilt als gesichert, daß der Mord von den „neuen Roten Brigaden“ verübt wurde. Unter deren Namen ging ein 28seitiges Bekennerschreiben der Presse zu.

Weniger genau weiß man, wer denn diese „neuen BR“ sind. Um es herauszufinden, wird das Bekennerschreiben inzwischen von den Medien linguistisch analysiert (welche Substantive kommen am häufigsten vor? Politik 505mal, Klasse 215mal etc); von den Ermittlern werden alte Rotbrigadisten verdächtigt, aber dann doch nicht verhaftet. Von den Medien befragt, hat weder Adriana Faranda, die 1978 in die Entführung des christdemokratischen Parteipräsidenten Aldo Moro verwickelt war, noch ihr Exgenosse Germano Maccari viel mitzuteilen: Beide verurteilen das Attentat und fordern die Täter auf, die Waffen niederzulegen. „So ändert ihr nichts!“

Politiker aller Couleur hauen wütend auf Gegner oder mißliebige Gruppen ein. Am schlimmsten hat es dabei den Chef der Neokommunisten, Fausto Bertinotti, erwischt. Dieser hatte gesagt, das Bekennerschreibens beinhalte durchaus Punkte, über die es sich zu reden lohnen würde – etwa die Kritik am Krieg der Nato gegen Serbien und die geplante Reform des Streikrechts. „Bertinotti verbündet sich mit den Extremisten“, schalt darauf D'Alema seinen Exgenossen aus alten KP-Tagen, und Bertinotti sah sich zu einer „eindeutigen Distanzierung vom Terrorismus“ gezwungen. Die postfaschistische Nationale Allianz versucht derweil, die ihnen unliebsamen Sozialzentren, Quartiertreffpunkte der Autonomen und unorthodoxen Linken, zu „Keimzellen des Terrorismus“ zu erklären.

Ganz vom Tisch ist nun auch der Plan einer Amnestie für langjährige politische Gefangene, der eigentlich in diesem Wochen Gesetzesform hätte annehmen sollen. Der Grund für die nun angekündigte Reform der Geheimdiente ist allerdings nicht so ganz klar: Schon länger warnten sie vor der Gefahr politischer Gewalt und empfahlen polizeiliche Schutzmaßnahmen. Mehr als 40 Brandanschläge auf Parteizentralen, vor allem solche der regierenden Linksdemokraten, bestätigten in den letzten Wochen die Prognose. D'Alemas Versicherung „Wir haben alles unter Kontrolle und lassen uns von einer Mörderbande nicht einschüchtern“, klingt eher wie das Pfeifen im Walde. Die Angst ist jedenfalls seit letztem Donnerstag ein ständiger Begleiter der italienischen Politiker. Georg Gindely

Kommentar Seite 12

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