Sieg für die schöne Trabantenstadt

■ Der 1. SC Norderstedt gewinnt den Hamburger Toto-Pokal mit 2:1. Entscheidungstor durch Frank Grobitzsch in der Verlängerung

Die strahlendste Miene nach zwei Stunden Pokalkrimi hatte Bert Ehm. Der Norderstedter Coach hatte in der Winterpause mit einigen Mißtönen die Nachfolge des geschaßten Detlef Spincke angetreten und von seiner vorherigen Trainerstation, dem eher defensivstarken Harburger TB, die vereinsamende Sturmspitze Frank Grobitzsch nach Garstedt mitgenommen. Just der sorgte am Dienstag abend mit zwei Treffern für den 2:1-Verlängerungs-Sieg des 1. SC Norderstedt im Toto-Pokal-Finale gegen die HSV-Amateure.

„Ich freue mich besonders, daß mein Freund Frank Grobitzsch zugeschlagen hat“, umarmte der „graumelierte Springteufel“ (Sport Mikrofon) nach dem Match seinen Import-Stürmer verbal. Dabei hatte es an der Hoheluft zuerst nach dem dritten HSV-Pokalsieg in vier Jahren ausgesehen. Nach dem 1:0 durch Elard Ostermann (39.) vergaben die HSV-Nachwuchsstürmer Marek Trejgis und Mahmut Yilmaz aber die vorzeitige Entscheidung, ehe Grobitzsch (81., 118.) doppelt traf.

Die Pokalsieger ließen es sich nach dem Schlußpfiff nicht nehmen, die Architektur ihrer Trabantensiedlung an der Hamburger Nordgrenze lautstark zu adeln: „Norderstedt, die schönste Stadt der Welt“, schmetterten die Norderstedter über die Hoheluft. Mit dem SCN gewann ausgerechnet die Mannschaft das „Hamburger Wembley“, die schon mit einem Boykott gedroht hatte. Grund war die lange Unklarheit über den Termin des Pokalendspiels gewesen. Sowohl bei den Norderstedtern als auch bei den HSV-Amateuren kollidierten mögliche Termine Anfang Juni mit den gebuchten Urlaubsflügen. In Norderstedt hatte man daher schon laut nachgedacht, auf eine weitere Teilnahme zu verzichten – und erreichte nicht zuletzt dadurch die Ansetzung im Mai. Nach absolviertem Endspiel flogen dann beide Mannschaften vorgestern doch noch nach Mallorca.

Als Konsequenz aus dem Hick-Hack legte der Hamburger Fußballverband das nächste Endspiel bereits jetzt auf den 31. Mai 2000 fest. Nicht jeden konnte das versöhnen – der angesäuerte HSV-Coach Ralf Schehr kündigte schon an: „Dann komme ich nicht, da hat meine Frau Geburtstag.“ Folke Havekost