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„Futter für wilde Tiere“

■ Nach gewalttätigen Übergriffen von BFC-Dynamo-Fans auf Spieler von Türkspor wird Ruf nach Sanktionen immer lauter

Es war ein Spiel, das die Gemüter in der Stadt wie lange nicht erhitzte. Als am 13. Mai das Berliner Amateur-Pokalendspiel zwischen Türkspor und dem ehemaligen Stasiverein BFC-Dynamo, der sich erst eine Woche zuvor rückbenannt hatte, mit einem 4:1 Sieg der Dynamos endete, waren Fans des Ostberliner Vereins aufs Spielfeld gestürmt und hatten mehrere türkische Spieler angegriffen. Die Pokalverleihung mußte unter Polizeischutz in der Umkleidekabine stattfinden. Zuvor hatten BFC-Fans Sprüche wie „Türken raus!“ und „Wir bauen eine U-Bahn nach Auschwitz“ skandiert, und in der Fankurve hing ein Plakat mit der Aufschrift „Freiheit für Öcalan“. Der Türkische Bund verlangte den Rücktritt des Präsidenten des Berliner Fußballverbandes (BFV), die Grünen forderten den BFC auf, den Pokal zurückzugeben.

Als am Mittwoch abend auf Einladung der Türkischen Gemeinde die Übergriffe diskutiert werden sollten, glänzte der BFC Dynamo mit Abwesenheit. Terminschwierigkeiten, hieß es. Wäre Präsident Volkmar Wanski erschienen, hätte er sich einiges anhören müssen. „Wir fühlten uns als Futter für wilde Tiere“, sagte Ümit Anasal von Türkspor. Der Geschäftsführer sprach von „hirnlosen Idioten“, denen man zeigen müsse, „daß sie mit uns in dieser Stadt friedlich leben müssen“, und forderte Sanktionen.

Auch der BFV bekam sein Fett weg. Polizeidirektor Michael Knape, zuständig für Polizeieinsätze bei Fußballspielen, forderte den Verband auf, sich ganz klar von rechten Fans zu distanzieren. „Wenn ich höre, was da skandiert wurde, sträuben sich mir die Haare“, sagte er. Er warf dem Verband als Veranstalter vor, nicht entsprechend für die Sicherheit gesorgt zu haben. BFV-Vizepräsident Salisch stimmte zwar einem Teil der Kritik zu, doch zugleich warf er Türkspor fehlende Kooperationsbereitschaft vor. So sei der Verein nicht zum Vorbereitungstreffen für das Pokalspiel erschienen.

Auch Berlins Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU), die eine „neue Unkultur“ beklagte, regte eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den etwa 30 türkischen Vereinen in Berlin und dem Fußballverband an. Außerdem forderte sie Sanktionen wie Spielabbrüche, wenn rechte Fans aus dem Ruder laufen. Der SPD-Innenpolitiker Hans Georg Lorenz beklagte, daß „die klassische Integration in Berlin in letzter Zeit nicht gut funktioniert“. Er warnte aber davor, nur mit Verboten zu reagieren. „Wenn Sport nicht integrativ funktioniert, sehen wir blaß aus“, sagte er.

Der Präsident des BFC Dynamo beschwerte sich gestern auf Nachfrage der taz, daß die Vorfälle „aufgebauscht“ würden, um seinen Verein in Verruf zu bringen. Nach Wanskis Überzeugung hat es „keine Hetzjagd“ auf türkische Spieler gegeben, die verbalen Provokationen hätten nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Das Öcalan-Plakat hätten auch Kurden aufgehängt haben können, fügte er hinzu. Eine Rückgabe des Pokals kommt für ihn nicht in Frage. Das wäre „scheinheilig.“ B. Bollwahn de Paez Casanova

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