Der Spatenstich – ein Fake für den Präsidenten

■ Der Umbau des Börsenhof-A-Gebäudes beginnt zehn Jahre nach dem Architektenwettbewerb – aber noch gibt es keine Baugenehmigung / Warum Bürgerschafts-Präsident Metz trotzdem einen symbolischen Spatenstich simulierte

Spatenstich für den Umbau des Parlaments-Anbaus „Börsenhof A“ war am Donnerstag dieser Woche, punkt 12 Uhr zum Glockengeläut hatten sich allerhand Prominente eingefunden vom Präsidenten der Bürgerschaft über den Präsidenten des Senats und den Chefs der beteiligten Baufirmen Zech-Bau und Bremische bis hin zu einer ganzen Schar von JournalistInnen. Vor laufenden Kameras und in einem kleinen Blitzlicht-Gewitter nahmen Reinhard Metz, Kurt Zech und Hermann Fuhse ihre Spaten und schaufelten jeweils zwei Schippen Sand unter dem aufgerissenen Plaster zur Seite – jetzt soll's also losgehen.

Zwei Stunden später war der Sand wieder zurückgeschaufelt, die Gehwegplatten fachgerecht wieder an ihrem alten Platz, das symbolische Loch zu. Der symbolische Spatenstich war als Fake organisiert gewesen: An dieser Stelle wird in den nächsten Wochen nichts gebaut. Und das aus einem schlichten Grund: Es gibt nicht einmal Baugenehmigung, der Bauantrag mit den genauen Architekten-Plänen ist noch nicht fertig. Was derzeit hinter dem Bauzaun passiert, ist nur der Beginn der „Entkernung“ des alten Gemäuers.

Was an dem Platz zwischen Bürgerschaftsgebäude und McDonalds werden soll, steht bisher auch nur ungefähr fest. Vor genau zehn Jahren, 1989, hatten die Architekten Schomers und Schürmann einen Wettbewerb gewonnen, der nach wie vor Planungsgrundlage ist: Zwei Stockwerke sollen danach oben auf das alte, denkmalgeschützte Gemäuer aufgesetzt werden. Wenn die Bürgerschaftsverwaltung in diese neuen Etagen zieht, wird unten Platz für Gastronomie und kleine schicke Geschäfte entstehen. „Ich stelle mir hier einen Bistro vor“, sagte Manfred Schomers am Donnerstag auf die Frage, was denn aus dem geräumigen Innenhof des aus dem Jahre 1861 datierenden Gebäudes werden soll. Mehr, und verbindlicheres, läßt derzeit nicht sagen. Noch sind nämlich zahlreiche Hindernisse zu überwinden.

Die geschwungene „klassische“ Innen-Treppe stellt für eine effektive Nutzung der Parterre-Etage ein großes Problem dar, sie steht aber unter Denkmalschutz. Entweder könnte sie durch ein paar Skulpturen symbolisch besetzt und gleichzeitig gesperrt werden, phantasiert Schomers, oder eine kleine „Galerie“ im ersten Obergeschoß wird dem gastronomischen Bereich zugeschlagen. Auch das ist noch offen. Für den kommerziellen Bereich in den unteren beiden Etagen ist eigentlich nur klar, daß etwa 1.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen werden. Welche Geschäfte sich hier einmieten wollen, und ob – neben der kränkelnden Domshof-Passage – eine zweite Adresse mit „hochwertigen“ Angeboten zu besetzen ist, das wird sich noch herausstellen. Für den gastronomischen Bereich gibt es daher viele Ideen, aber kein verbindliches Konzept.

Das Problem „Börsenhof A“ wird seit Jahren nur hin- und hergeschoben, weil es erhebliche Probleme auf der Kostenseite gibt. Nach dem Architekten-Wettbewerb gab es Anfang der 90er Jahre Verhandlungen mit dem Gerling-Konzern, der Interesse signalisiert hatte. Am Ende der Verhandlungen wollte der Versicherungs-Konzern das alte Gemäuer nicht einmal geschenkt haben und legte das Geld der Immobilienfonds lieber in einem Wohnprojekt am Comer See an.

Nun hat eine Gemeinschaft aus Zech-Bau und Bremischer doch einen reellen Kaufpreis bezahlt, von zwei bis drei Millionen war die Rede – allerdings mit der sicheren Mieterin, der Bürgerschaftsverwaltung, und damit mehr als 20 Mark pro Quadratmeter in der Tasche. Der Umbau des denkmalgeschützten Bauwerkes wird dennoch sehr teuer und die spannende Frage wird sein, ob das City-Publikum auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle Domsheide mehr Geld ausgibt als etwa in der Domshof-Passage. Um die Attraktivität der Adresse noch weiter zu steigern, soll auch in den Räumen der bisherigen Bürgerschaftsbibliothek, also an der Seitenfront der Bürgerschaftsgebäudes zum Rathaus hin, ein gastronomischer Betrieb entstehen. Aber auch das kommt erst später, bisher ist das Projekt noch nicht ausgeschrieben.

Warum also der Spatenstich gerade jetzt, eine Woche vor der Wahl? Daß es nach den langen Jahren endlich losgeht, hatte der Bürgerschaftspräsident Metz durchgesetzt. Noch kommt er auf das symbolische Spatenstich-Foto – offenbar hat er Sorge, daß bei der Wahl die SPD die stärkste Fraktion wird und eine SPD-Frau namens Eva-Maria Lemke-Schulte seinen Platz einnehmen könnte. K.W.