Krieg anderswo: Bougainvilles Ökokrieg
■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 37
Seit über einem Jahr schweigen auf der Südpazifikinsel Bougainville, die einst Teil des deutschen Kolonialreichs war, die Waffen. Noch ist nicht entschieden, ob die rohstoffreiche Insel künftig weiter zu Papua-Neuguinea gehört oder, wie von den Rebellen angestrebt, unabhängig wird. Auch das Schicksal der Panguna-Mine, Auslöser des Konflikts und einst profitabelste Kupfermine der Welt, ist ungeklärt.
Der Konflikt begann 1988, als Anwohner gegen die Umweltzerstörungen durch den Tagebau protestierten und Entschädigungen verlangten. Der Bergbaukonzern Rio Tinto wies dies zurück, die Anwohner blockierten die Mine und nahmen gegen die von der Regierung in Port Moresby entsandten Truppen schließlich den Kampf auf. 1990 brachten die in der „Bougainville Revolutionary Army“ organisierten Rebellen die Insel unter ihre Kontrolle, die Mine ist seitdem geschlossen. Durch das Ausnutzen von Stammeskonflikten und mit einer Blockade bekamen die Regierungstruppen später wieder einen Fuß auf die Insel, konnten die Rebellen jedoch nie besiegen. 1997 stürzte die Regierung Papua-Neuguineas, als sie mit Söldnern die Insel erobern wollte und damit eine Revolte im eigenen Militär auslöste. Dies führte zu ernsthaften Verhandlungen, die in einen Waffenstillstand und die Entsendung einer unbewaffneten Friedenstruppe unter australischer Führung mündeten. Bisher starben in dem Konflikt um die 170.000 Einwohner zählende Insel über 10.000 Menschen, meist an Krankheiten, die wegen der Blockade nicht behandelt werden konnten. Noch ist die Insel nicht demilitarisiert, eine politische Lösung nicht erreicht. Doch vorsichtiger Optimismus ist angebracht.
Sven Hansen
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