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■ StandbildSo ist's Geschäft

„Hauptstadtzeitung“ Sa., 20.15 Uhr, Phoenix

An diesem Sommerabend mit Grand-Prix-Übertragung saßen wohl nur drei Zuschauergrüppchen vor der allerersten Phoenix-Eigenproduktion „Hauptstadtzeitung“: 1. Journalisten, die wissen wollten, wie man eine echte Hauptstadtzeitung macht; 2. Fernsehkritiker; 3. Grimme-Preis-Juroren, die den Film aber ohnehin noch mal sehen müssen, denn der vielgerühmte Dokumentarist Thomas Schadt ist abonniert auf das unförmige Ding.

Dabei gingen Schadts lehrreiche Beobachtungen aus den Redaktionen von Tagesspiegel und Berliner Zeitung – und wie sie von der Bundespräsidentenwahl berichten – tief ins Wesen des Gewerbes: wie sich etwa Ulrich Deupmann von der Berliner durch den Reichstag und ran an die Politiker schlich: „Herr Struck ...“ – (im betonten Vorbeigehen) „Grüß Sie, Herr Deupmann.“ – (vergebens flehend) „Haben Sie zwei Minuten ...?“ Oder Tagesspiegel-Redakteur Thomas Kröter mit Jürgen Trittin: „Herr Trittin, die Frage, die jetzt gestellt werden muß, brauche ich wohl nicht mehr zu stellen.“ – Trittin: „Mir geht es um die Interessen der Bundesrepublik Deutschland.“ Im Tagesspiegel wird später stehen: „Gegenüber dem Tagesspiegel gab Bundesumweltminister Jürgen Trittin zu erkennen ...“ Wie banal zustande kommt, was später groß dasteht, zeigte Schadt mit atemberaubend distanzierten Bildern – wogegen die Statements der Chefredakteure recht leer wirkten. Berliner Zeitung-Chef Martin Süskind sagte irgendwann, daß die Präsidentenwahl vom Mitteilungswert gleich Null sei. Am Ende zeigte Schadt dessen Redakteur Deupmann, wie er 100 Zeilen Psychologie in Raus Gesichtsausdruck hineingeheimnist. Was soll er machen, so ist das Geschäft. lm

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