Kloake wird Wahlkampfthema

■ CDU will Notüberläufe öffnen, um Kellerflutungen zu verhindern

In Bremen wird der Regen gar zum Wahlkampfthema. Bürgermeister Hartmut Perschau (CDU) fordert in einem Brief an die Bevölkerung: Um Kellerüberflutungen in Gröpelingen, Walle und Findorff beim nächsten Großregen zu vermeiden, sollen zwei Notüberläufe geöffnet werden. Das überflüssige Wasser würde in den Schirmdeichgraben und den Torfkanal laufen. Die Umweltbehörde, so ein Seitenhieb gegen das SPD-geführte Ressort von Tine Wischer, solle ihre „Blockadehaltung“ in der Sache beenden und die Öffnung erlauben. „Wenn sie für diese klaren Positionen sind, unterstützen Sie uns bei der anstehenden Bürgerschaftswahl am 6. Juni“, fordert Perschau die Anwohner auf.

„Perschau ruft zum Rechtsbruch auf“, empört sich nun die Grünen-Abgeordnete Lisa Wargalla. In ihren Augen sprechen mindestens vier Gesetze gegen die Verschmutzung der Fleete mit dem dreckigen Wasser. Weiteres Argument: Gutachten hätten ergeben, daß die Öffnung so gut wie nichts bringt. „Blind“ argumetiere derjenige, der die Öffnung der Notüberläufe fordere.

Ähnlich sieht es Michael Schirmer, Gewässerökologe der Universität Bremen. Schirmer hat ein Gutachten verfaßt, in dem die Folgen einer Öffnung der Überläufe beschrieben werden: Für Fische wie den Steinbeißer und den Schlammpeitger würde die erneute Einleitung des Brackwassers eine Bedrohung darstellen. „Wer die Öffnung fordert, handelt gegen jede Vernunft“, so seine Einschätzung. Er erinnert an den Anfang der 90er Jahre, als die damals genutzten sieben oder acht Notüberläufe geschlossen wurden – weil die Staatsanwaltschaft gegen die Umweltsenatorin als Verantwortliche wegen Gewässerverunreinigung ermittelte. Diese Situation könne erneut entstehen, wenn das Kloake-Wasser-Gemisch wieder in die Fleete gelange.

Der Sprecher der SPD-Umweltsenatorin, Holger Bruns, bleibt trotz des Seitenhiebs des CDU-Bürgermeisters gelassen. Selbst viele der betroffenen Hausbesitzer hätten zwischenzeitlich eingesehen, daß der Grund für die Kellerüberflutungen meist bei der hauseigenen Kanalisation zu suchen sei. Tatsächlich haben inzwischen 650 betroffene Hausbesitzer Subventionsanträge für technische Nachrüstungen beantragt, bestätigt die swb. Entscheiden muß jetzt die Wasserabteilung der Umweltbehörde. Doch für den Wahlkampf ist das Thema längst ausgebremst: Vor dem 6. Juni fällt kein abschließendes Urteil. cd