Polizist als Autoschieber

■ Organisierte Kriminalität: Hamburger Beamter suspendiert und in Haft

Die Hamburger Polizei hat einen Fall von Korruption und organisierter Kriminalität in den eigenen Reihen aufgeklärt. Nach monatelangen Ermittlungen wurde am Montag abend ein 35jähriger Polizeihauptmeister verhaftet, der gemeinsame Sache mit einer polnischen Autoschieberbande gemacht haben soll. Das teilte gestern der Leiter des Dezernats Interne Ermittlungen (DIE), Thorsten Mehles, mit.

Für beträchtliche Geldbeträge soll der Beamte des Polizeireviers 32 in Dulsberg den Autoschiebern aus dem Polizeicomputer Informationen wie Fahrgestellnummern und Halternamen von gestohlenen Luxuskarossen geliefert haben. Mit diesen Informationen konnten die Wagen ohne Entdeckungsrisiko über die Grenze nach Polen gebracht werden.

Mindestens zwei Dutzend Fälle glauben die DIE-Ermittler dem Polizisten nachweisen zu können. Teile der Vorwürfe habe der 35jährige bereits gestanden, sagte Mehles. Mitglieder der Autoschieberbande waren bei Polizeiaktionen im März und April zerschlagen worden. Über das Motiv des Beamten konnten die Ermittler nichts sagen.

Das DIE hatte sich vor sieben Monaten in den Fall eingeschaltet, nachdem aus dem Landeskriminalamt der Hinweis gekommen war, daß ein Hamburger Polizist an den Machenschaften der Auto-schieber beteiligt sein könnte. Nach dem gegenwärtigen Ermittlungsstand sei der Beamte ein Einzeltäter. Weitere Polizisten seien offenbar nicht verstrickt, sagte Mehles.

Polizeipräsident Justus Woydt bedauerte, daß der Beamte das in ihn gesetzte Vertrauen der Polizeiführung so eklatant mißbraucht habe. Der 35jährige wurde vom Dienst suspendiert. Außerdem wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet mit dem Ziel, ihn aus dem Polizeidienst zu entfernen. dpa