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Ausgenutzt –betr.: „Die Sinfonie des Zilp-Zalp“, taz Hamburg vom 15.5.1999

Sicher ist es eine gute Sache für den Vogelschutz, wenn ehrenamtliche Ornithologen den Brutvogelbestand Hamburgs genau kartieren. Daß sie dabei das Dilemma in Kauf nehmen müssen, von der Umweltbehörde ausgenutzt zu werden, sollte aber nicht übersehen werden. Selbstverständlich gibt es durch die Staatliche Vogelwarte Hamburg jahrzehntelange Beobachtungen, die z.B. im „Artenhilfsprogramm Brutvögel“ 1995 veröffentlich wurden. Zwar nicht in der jetzt angewandten Dichte und Systematik, lieferte deren Arbeit ebenfalls Hilfen für Wissenschaftler, Naturschützer und Stadtplaner. 1997 strich Umweltsenator Vahrenholt jedoch die Stelle des staatlichen Vogelwarts, die auch vom grünen Senator Porschke nicht wiederbesetzt wurde. Mit 50.000 Mark, einem halben Jahresgehalt des Vogelwarts, kommt die Behörde nun billig zu einem Ergebnis, das sie als ihren Beitrag zum Naturschutz vorzeigen kann.

Die Umweltbehörde wird die Hoheit über die Daten an sich ziehen, d.h. sie interpretieren, über Schutzmaßnahmen für Lebensräume der Vögel entscheiden und Stellungnahmen zu Vorhaben anderer Behörden abgeben. Wenn es dabei um wichtige Projekte wie Hafenerweiterung und Bau des A3XX geht, kann der Orni nach seiner frühmorgendlichen Exkursion in der Zeitung lesen (hoffentlich tut er das), daß seine gefiederten Freunde sich besser eine andere Stadt suchen sollten. Er/Sie sollte „spektakuläre“ Entdeckungen einmal durch die Brille der Naturfeinde betrachten:

Bei der Hafenerweiterung Altenwerder fürchteten alle Ornithologen, der Bestand der Blaukehlchen in Hamburg werde dadurch ausgerottet. Halb so schlimm, meinten seinerzeit Wirtschafts- und Umwelt(!)behörde, und könnten nun reklamieren, recht behalten zu haben. Denn die fleißigen Vogelkartierer haben heute, bei genauerem Hinsehen, mehr Vögel dieser Art als je zuvor gefunden. Der Steinkauz, der auch in Altenwerder brütete, hat mitten im Hafen ein neues Nest gebaut. Na also, Hafenerweiterungen sind eine Form von Naturschutz!

Wollen die Ornithologen den Mißbrauch ihres Engagaments verhindern, müssen sie organisiert auf der politischen Ebene auftreten und die Forderungen stellen, die sich aus ihrer Arbeit ergeben. Sie dürfen sich nicht mit einem freundlichen Dankeschön abspeisen lassen, denn noch freundlicher ist der Senat und auch die Umweltbehörde zur Industrie. Wenn dann das Mühlenberger Loch zugeschüttet ist, schickt die Umweltbehörde die Vogelfreunde wieder los, um nachzusehen, ob die Löffelenten die „Ausgleichsmaßnahme“ gefunden haben. Klaus Baumgardt

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