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Verkehr ist Glaubenssache

■ Hängen Wirtschafts- und Verkehrswachstum zusammen?

Die Handelskammer hat für ihr Positionspapier zur Verkehrspolitik, das sie im Dezember vorlegte, Prügel bezogen. Bei einer Anhörung am Dienstag abend warfen ihr Verkehrswissenschaftler vor, von völlig unbegründeten Prognosen auszugehen. „Kann die Wirtschaft nur wachsen, wenn mehr Straßenverkehr ermöglicht wird“, lautete die zentrale Frage im Verkehrsausschuß der Bürgerschaft. Die Antwort auf diese Frage blieb Glaubenssache.

Für die Handelskammer Hamburg ist die Sache klar: Die Wirtschaft und der Straßenverkehr in Hamburg seien seit 1989 parallel gewachsen, hingen also zusammen. Bis 2010, so die Prognose, wachse der Straßenverkehr um 25 bis 28 Prozent. 80 Prozent des Straßenverkehrs seien Wirtschaftsverkehr. Werde die Kapazität der Straßen nicht erhöht, sei der Standort Hamburg in Gefahr. Reinhard Wolf von der Handelskammer forderte daher, die Kreuzungen am Ring 2 sollten durch Tunnel oder Brücken durchlässiger gemacht, der Ring 3 müsse vierspurig ausgebaut und um Hamburg müsse ein Autobahnring gelegt werden.

„Mir sind die Kausalitäten, die hier aufgestellt werden, zu einfach“, konterte der Verkehrswissenschaftler Stefan Rommerskirchen von der Prognos AG in Basel. „Wenn der Wirtschaftsverkehr laufen soll, muß der motorisierte Individualverkehr eingeschränkt werden“, lautet sein Standpunkt.

Schließlich die Prognosen: Die Experten tendierten überwiegend zur Meinung der Hamburger Baubehörde, die bis zum Jahr 2010 lediglich 15 Prozent Wachstum beim Straßenverkehr erwartet. Ermögliche man eine höhere Leistungsfähigkeit des Straßennetzes, so ist Rommerskirchen überzeugt, führe dies dagegen automatisch zu mehr Autos auf den Straßen und damit wieder zu mehr Verkehr. knö

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