■ „Jammern hilft nun mal nichts“

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) ist die erfolgreichste deutsche Seifenoper. Und ein industriell gefertigtes und vermarktetes Produkt. Wir fragten die GZSZ-Pressesprecherin Erika Heinemann-Rufer nach den Auswirkungen des realen Unfalls auf die fiktive RTL-Fernsehserie.

taz: Müssen nun alle Drehbücher umgeschrieben werden? Erika Heinemann-Rufer: Für zwei Sendewochen haben wir Meiferts Szenen noch komplett abgedreht hier liegen. Wir schätzen, daß er mit seiner Wirbelsäulenverletzung zwei, drei Wochen ausfällt, solange müssen wir eben Szenen mit anderen Schauspielern vorziehen.

Aber auch für die hat doch die Urlaubszeit begonnen ...

Die Änderungen betreffen nur wenige Schauspieler, und Jammern hilft nun mal nichts. Hier sind alle froh, daß die Sache nicht schlimmer ausgegangen ist.

Zumal Simone Hanselmann ja schon aus der Serie ausgestiegen war ...

Ja, sie hatte letzte Woche ihren letzten Drehtag bei GZSZ. Ihre Figur der Anna ist am 12. Juli das letzte Mal in der Serie zu sehen.

Und das ausgerechnet jetzt, wo sie durch den Unfall so richtig bekannt wurde. Ist es da nicht geradezu unglücklich, auf Hanselmanns Rolle zu verzichten?

Annas Geschichte ist eigentlich zu Ende erzählt. Aber ich gebe Ihnen recht: Für GZSZ und die Anna-Figur hat das Unglück viel Öffentlichkeitsinteresse mit sich gebracht. Man wird sich überlegen müssen, ob man sie vielleicht irgendwann wieder in die Serie holt. Möglich ist das, denn Anna steigt zwar aus, allerdings stirbt sie nicht den Serientod. Aber die Zukunft ist allein Sache der Drehbuchautoren.

Allein bis vorgestern Nachmittag sind über 400 „Gute Besserung“-Mails auf der extra eingerichteten Homepage eingegangen. Die Krankenhäuser, in denen die beiden Schauspieler liegen, werden von den Fans belagert. Messen werden abgehalten, Kerzen angezündet. Heulende Mädchen jammern am RTL-Zuschauertelefon. Wundert Sie das nicht?

Für rund 5 Millionen Zuschauer sind unsere Schauspieler nun mal Stars. Ihre Sorge um ihre Helden ist doch noch vergleichsweise harmlos: Als Elvis starb, haben sich weltweit Menschen umgebracht.

Auf die Einschaltquoten hatte der Unfall ja bislang noch keine Auswirkungen. Die sind am Mittwoch mit 4,4 Millionen Zuschauern (20,7 Prozent Marktanteil) bzw. 2,5 Millionen 14- bis 49jährige (32 Prozent) sogar leicht rückläufig. Müßte so ein Unfall nicht die Quote steigen lassen?

Kann gut möglich sein, aber das ist nun wirklich das letzte, an was wir zur Zeit denken.

Interview: F. M. Ziegler