: Querspalte
■ Putzteufel Momper
„Stolpert Momper über seine Putzfrau?“ Diese Frage geisterte durch diverse Zeitungen. Und man sieht es schon vor sich, wie der Mann zur Haustür hereinstiefelt und über seine auf Knien durch den Flur rutschende Putzfrau strauchelt, um mit dem dicken Kopf auf eine Schrankkante zu stoßen. Das tut weh und wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Obwohl – der ehemalige Regierende Bürgermeister und jetzige Spitzenkandidat der Berliner SPD muß sich mächtig gestoßen haben, wenn er glaubt, eine „Putzfrauen-Affäre“ könne ein origineller Beitrag zu einem ohnehin lahmen Wahlkampf sein. Wie man seine Politkarriere elegant zum Höhepunkt treibt, hatte bereits der seinerzeitige Bundesverkehrsminister Günther Krause mit der Original-„Putzfrauen-Affäre“ eindrucksvoll bewiesen, als er seine hauseigene Raumpflegerin zu siebzig Prozent vom Arbeitsamt finanzieren ließ. Nicht einmal eine anständige Affäre bekommt die Berliner SPD hin.
Um Momper wieder ins Gespräch zu bringen, hätte die Skandalschraube schon ein paar Drehungen mehr nötig: „Momper unterstützt Putztourismus aus Polen“ – das ist eine saubere Schlagzeile und sichert Wählerstimmen. Denn der Bolle-Berliner liebt seine propere polnische Putze, der er für fünf Mark die Stunde den Lebensunterhalt im teuren Nachbarland sichert. „Momper von Nacktputzservice bedient“ – das hat fleckenlosen Sex, und eine Affäre ohne den Beigeschmack verdrückter Schwiemeleien zählt in Berlin sowieso nicht. „Momper vom Putzteufel geritten“ – hier geht der Hausmann selbst gummibehandschuht ans Werk. Die Stimmen der Muttifraktion und der grünen Sauberfrauen wären Momper sicher. Aber warum soll man eigentlich der SPD-Wahlkampfleitung auch noch blitzblanke Ideen liefern für eine Affärenbetreuung? Macht euren Dreck doch allein weg. Michael Ringel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen