piwik no script img

Endlich haben wir eine Regierung zum Wohlfühlen und Knuddeln!

■ Die Wahrheit kam durch: Zwei Gespräche mit der 0180-Atomausstieghotline des Bundesumweltministeriums

BUM: Serviceline Umweltministerium. Mein Name ist Hermine Toi.

taz: Weber, guten Tag.

Schönen guten Tag, Herr Weber. In welchem Bereich ist Ihr Anliegen?

Ja, ich wollte einfach mal fragen, was Sie dazu sagen, wie man Ihre Arbeit von außen sieht.

Ja, geht es Ihnen um Atom oder die Strahlen oder die Entsorgung, oder geht es Ihnen um die Energieversorgung?

Das ist irgendwie schon 'n wesentliches Thema, Atomausstieg. Man hat sich das ja auch vom Regierungswechsel versprochen .

Ich versuche Sie weiterzuleiten, ich hoffe auch, mit Glück, ansonsten habe ich noch eine Möglichkeit, die ich Ihnen anbieten kann, und zwar Informationsmaterial zu unserer heutigen Thematik. Wäre das Ihrerseits erwünscht?

Ja.

Dann bräuchte ich noch Ihren Vornamen.

Reinhard.

Und die Straße?

Das ist die Tilsiter Straße 22 in Bochum, die Postleitzahl ist 44787.

Till... sitter?

Ja, wie der Käse.

Mit Doppel-t?

Nee, nur mit einem.

Aber am Anfang mit Doppel-l, und nur mit einem t.

Genau.

Ich werd' Sie dann weiterleiten, ansonsten werden Sie dann bei mir oder bei einer Kollegin auftauchen. Ja? Wiederhören!

Mark Knopfler: And I get so tired, when I have to explain, and you're so far away from me. You've been in the sun and I've been in the rain and you're so far away from me. You're so far away from me, so far, I just can't see ...

BUM: Renneberg.

taz: Ja, guten Tach, Weber mein Name. Ich ruf' an, weil ich bin seit zehn Jahren Grünen-Wähler. Und ich hab von außen so den Eindruck, daß Sie sich in Berlin jetzt ganz schön an der Nase rumführen lassen, speziell was den Atomausstieg betrifft. Ich war auch in Ahaus dabei ... Ist das nicht unheimlich frustrierend für Sie, daß Sie da so gar nichts erreichen?

Ja, mir selber geht's so, daß ich natürlich mir auch vorgestellt habe, daß es vielleicht etwas schneller geht. Aber es ist, jedenfalls im Augenblick, noch ein offenes Spiel, und es sind wesentlich mehr Widerstände dagewesen bei der Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen, als sich diejenigen, die das mal geschrieben haben, überlegt hatten. Und deswegen sollte man nicht zu ungeduldig sein. Ich muß mir das manchmal selber sagen. Die Rückschläge, die man Stück für Stück auch selber verkraften muß, sind natürlich nicht ohne gewesen. Wir mußten erfahren, daß es da andere Kräfte gibt, die stärker sind als das, was mal an gemeinsamem Willen vereinbart worden ist. Wir sind jetzt aber, denke ich, auf einem vernünftigen Weg, weil wir sagen, wir fangen nicht hinten an, wir machen jetzt nicht Regelungen über Wiederaufarbeitung und Entsorgung zunächst, sondern wir fangen mit den Laufzeiten der Kraftwerke an.

Nur, ich hab' den Eindruck, der Schröder, der schafft so Sachzwänge, da kann man hinterher nicht mehr raus. Und wenn so Sachen dann noch jahrelang weiterlaufen, dann muß man sich auch irgendwann fragen: Wo bringt man den ganzen Müll unter?

Das ist vollkommen richtig.

Ja.

Ja.

Aber vielleicht könnte der Herr Trittin, wenn er in die EU geht, da doch noch 'n bißchen mehr Druck machen.

Ja klar, jeder ist so stark, was er hinter sich hat. Trittin hat eben auch nur einige Prozent Wähler hinter sich.

Aber daß er zur EU geht, das ist jetzt fest?

Nein, da kann ich Ihnen auch nicht kompetent zu Auskunft geben, ich bin Abteilungsleiter, ich müßte es eigentlich wissen. Ja ... Tut mir leid, daß ich Ihnen da jetzt nicht weiterhelfen konnte, aber ich will nur mal sagen, hoffnungslos ist es nicht. Also, dann ... hoffen wir gemeinsam.

Alle zusammen hoffen, ja. Danke, tschüs.

In der Warteschleife: Daniel Hermsdorf, Benjamin Heßler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen