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Alles eine Schaustelle

■ Drei Jahre war es nur die neue Mitte, jetzt mutiert die ganze Hauptstadt zur Ausstellung

Das neue Berlin, wie es den Touristen präsentiert wird und wie es die Berlin-Vermarkter gerne sehen würden: das gibt es jetzt in Buch- und Ausstellungsformat.

Flanierend die Stadt zu erobern ist schon immer der beste Weg gewesen, eine Stadt kennenzulernen. Mit dem Projekt „Berlin: offene Stadt – die Stadt als Ausstellung“ bekommen Touristen, aber auch kundige Berliner jetzt eine Hilfe an die Hand, die neue Hauptstadt samt ihren baulichen Veränderungen der letzten zehn Jahre systematisch zu erlaufen, inidviduell und rund um die Uhr.

Die zum Teil vom Land Berlin finanzierte GmbH für Hauptstadtmarketing „Partner für Berlin“ und die Berliner Festspiele entwickelten für die kommenden eineinhalb Jahre eine ungewöhnliche Ausstellung, in der sich die Stadt selbst präsentiert. An vielen Orten der Stadt, allerdings nur innerhalb des S-Bahn-Rings, wurden Hinweisschilder zu einzelnen Bauten, Plätzen und Parks aufgestellt. Mit Hilfe des Wegweisers „Berlin: offene Stadt“ kann man zehn vorgegebene Routen zu unterschiedlichen Themen ablaufen.

So präsentiert der Band bei einer Tour die Politik mit ihren Bauten, es werden die „neue Mitte“ entlang dem Pariser Platz, Unter den Linden und der Friedrichstraße oder auch östlich gelegene Stadtteile Berlins mit Teilen von Friedrichshain, Kreuzberg und Pankow vorgestellt. Die einzelnen Kieze werden in ihrer Historie und jüngsten Entwicklung beschrieben, und zumindest ansatzweise werden aktuelle Diskussionen um Architektur und städtebauliche Veränderungen dargestellt. Zu jedem Spaziergang liegt dem Band eine übersichtliche Karte bei.

Der Band richtet sich nicht nur an Touristen, auch der eingefleischte Berliner kann viel über das „neue Berlin“, in dessen Bau in den letzten zehn Jahren rund 300 Milliarden Mark flossen, lernen. Ganze Straßenzüge und Plätze sind neu entstanden oder komplett umgestaltet worden.

Die Eröffnung der Ausstellung gestern ist verknüpft mit dem diesjährigen Beginn der „Schaustelle Berlin“, die in den Sommermonaten seit 1996 organisiert und in dem Heft „Das Neue Berlin erleben“ vorgestellt wird. Zu besichtigen gibt es Bauten, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Zeitgleich mit der „Schaustelle Berlin“ finden auch die Veranstaltungen zu „Spiel-Räume – Die Stadt als Bühne“ statt, wo die Stadt selbst wiederum einen Teil des Konzepts darstellt. Das Theater des Lachens aus Prenzlauer Berg wird beispielsweise „Nathan der Weise“ im Autotunnel der B 96 unter dem Tiergarten aufführen, die australische Gruppe Five Angry Men wird Glocken durch Bungeesprünge zum Erklingen bringen, und auch für Molières „Der Geizige“ wurde der richtige Ort gefunden: das Atrium der Deutschen Bank.

Annette Rollmann

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