Friedensinitiativen trauen Frieden nicht

Deutsche Friedensgruppen haben sich skeptisch darüber geäußert, ob der Krieg in Jugoslawien wirklich vor seinem Ende steht. Auf einem Treffen von rund 200 VertreterInnen von etwa 100 Initiativen in Kassel sagte der Friedensforscher Peter Strutynski gestern, es sei nicht auszuschließen, daß es doch noch zu einer Eskalation und dem Einsatz von Bodentruppen komme. Viele Einzelheiten des in der vergangenen Woche von Belgrad gebilligten Zwölf-Punkte-Plans seien der Öffentlichkeit nicht bekannt. epd

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Bei einer Protestveranstaltung in Prag ist es am Samstag abend zu schweren Ausschreitungen zwischen Nato-Gegnern und der Polizei gekommen. An der Demonstration vor der US-Botschaft, bei der Steine und Flaschen gegen das Gebäude geworfen wurden, hatten etwa 5.000 Menschen teilgenommen. Die Polizei nahm 114 Demonstranten vorläufig fest. Drei Beamte wurden schwer verletzt. AP/dpa

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Der geplanten internationalen Friedenstruppe für das Kosovo droht nach Ansicht von Verteidigungsminister Rudolf Scharping Gefahr von mehreren Seiten. Nicht nur jugoslawische Resttruppen könnten gefährlich werden. Auch Einheiten der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK, die sich nicht an das Friedensabkommen hielten, könnten die Soldaten in Kämpfe verwickeln, sagte Scharping am Samstag in Hamburg. Außerdem müßten bei einem Friedenseinsatz im Kosovo zunächst die dort lebenden Serben stärker geschützt werden, da diese sonst Vergeltungsakte von der albanischen Bevölkerung zu befürchten hätten. AP

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Etwa 40 bis 50 Personen haben am Samstag abend in Hamburg eine SPD-Veranstaltung mit Verteidigungsminister Rudolf Scharping massiv gestört. Mit Trillerpfeifen und Rufen wie „Heuchler, Heuchler“ oder „Mörder, Mörder“ übertönten sie eine Rede des Ministers. AP/dpa

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Das UNO-Kriegsverbrecher-Tribunal ist nach Angaben des Stellvertretenden Chefanklägers Graham Blewitt zuversichtlich, daß dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic irgendwann der Prozeß gemacht wird. Im BBC-Fernsehen erklärte Blewitt gestern, Miloevic wer–de aufgrund des bestehenden internationalen Haftbefehls festgenommen, sobald er außerhalb Jugoslawiens angetroffen werde. rtr

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Im Flüchtlingslager Stankovic nahe der makedonischen Hauptstadt Skopje haben Kosovaren gestern einen angeblichen Kollaborateur der Serben und dessen Begleiter angegriffen und verletzt. Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR erklärte, zu dem Krawall sei es gekommen, als ein Flüchtling den Beschuldigten, einen Angehörigen der Sinti und Roma, wiedererkannte. Er behauptete, dieser habe gemeinsam mit Serben in dem Ort Podujevo Häuser der Kosovo-Albaner in Brand gesteckt. rtr