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■ Italien: Prodi sucht neue politische HeimatEU-Chef läßt die Großen zittern

Das Tierchen sieht allerliebst aus, jedoch eher wie das Markenzeichen für eine Nudelsorte – ein vergnügtes junges Eselchen, das dem Beschauer zuzublinzeln scheint: der „Asinello“, das Symbold der „Democratici“. Erst vor wenigen Monaten wurde die neue politische Formation vom abgehalfterten Ministerpräsidenten Romano Prodi und Europas ehemals berühmtesten Anti-Korruptions-Ermittler Antonio Di Pietro aus dem Hut gezaubert. Sie hat bislang nicht einmal zehntausend eingeschriebene Mitglieder – und doch hat das drollige Tier alle Insignien, die großen Parteien Italiens das Fürchten zu lehren.

Denn der „Asinello“ wildert in allen fremden Revieren – und mit großem Erfolg. Mehr als zehn Prozent geben Wahlforscher der Prodi-Di Pietro-Partei. Das mag gering erscheinen, der Effekt liegt jedoch darin, daß die großen Parteien verlieren könnten und der Esel allseits gebraucht wird.

Mit Prodi, der in wenigen Wochen Präsident der EU-Kommission wird und dessen für einen zur Überparteilichkeit verpflichteten Amtsträger umtriebigen Wahlkampf auch das Ausland eher mit Befremden wahrnimmt, präsentiert sich die Führungsfigur der 1996 aus den Urnen hervorgegangene Mitte-Links-Koalition. Ministerpräsident Massimo D'Alema muß einen schweren Aderlaß seiner bisher im Parlament führenden Linksdemokraten fürchten. Mit Antonio Di Pietro gibt es in der „Eselchen“-Partei aber auch einen, der die Rechte anzieht – ein Mann von Recht und Ordnung, durchtriebener Ankläger und Populist erster Klasse. Zu den beiden Galionsfiguren haben sich hundert Bürgermeister großer Städte gesellt, die von unterschiedlichen Koalitionen unterstützt werden und ein ansehnliches Wählerpotential mitbringen könnten.

Höchst schwerfällig wirkt dagegen das von der Rechten ausgebrütete Symbol des „Elefanten“, mit dem die Nationale Allianz und der Ereuerer-Pakt des Ex-Christdemokraten Mario Segni in die Wahl ziehen. Silvio Berlusconis Forza Italia ist kein neues Etikett außer seiner Trikolore eingefallen, seit Verhandlungen für eine Rechts-Liste gescheitert sind. Dennoch: Profitieren könnte der Medientycoon von dem Aderlaß der anderen durch die Democratici gleichwohl. Seine FI könnte die meisten Kandidaten durchbringen, und das würde die Regierung kräftig durchrütteln. Werner Raith

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