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Von Herzen

Mir schenkt auch keiner was! Die Postbotin muß natürlich was kriegen. Von meinem letzten oder vorletzten Geburtstag ist noch die Großpackung Mon Chéri da. Und eine halbe Flasche 54%er Rum, der vom Rumtopf übriggeblieben ist. Den kriegt aber die Müllabfuhr.

Dann ist da noch das Doppelpack Asti Cinzano, von der Untermieterin Anti-Cinzano genannt, den hat mir der Bademeister aus dem 2. Stock geschenkt, weil ich immer seine diskret verpackten Pakete annehme, wenn er nicht zu Hause ist. „Zur Anregung“, sagt er. (Ich möchte ja nicht wissen, was in seinen Paketen drin ist.) Das wäre jedenfalls was für den jungen Mann vom Hamburger Abendblatt. Junge Menschen mögen ja gern was Süßes.

Meine Schwester kriegt eine Autogramm-Postkarte von Gitte, die ich ihr vor 25 Jahren geklaut habe, und mein Schwager? Irgendwo muß noch das T-Shirt rumliegen, das ich mal auf einer Tombola gewonnen habe: „Achtung, hier kommt ein Arschloch“.

Mutter? – Die Briefe, die sie mir geschrieben hat, als ich mich damals mit Robert verlobte, den sie für einen „Filou“ hielt, womit sie an sich recht hatte. Letztes Weihnachten hat sie mir alle Kreuzstichdeckchen gegeben, die ich ihr jemals geschenkt hatte. Ich hätte jetzt ja wohl Zeit, die mal zu Ende zu sticken. Meine Schwester kriegte übrigens von ihr all die Flaschen Frauengold zurück, was zu einem Lach- oder Weinkrampf meiner Schwester führte, jedenfalls peppte das den Heiligabend ziemlich auf.

Papa – das ist kein Problem. Der kriegt seit 5 Jahren denselben Schlips, weil ich den gleich nach der Bescherung immer einstecke. Die Untermieterin ist leicht. Ich habe eine Sammlung von einzelnen Socken und Unterhosen, die sie immer in der Waschmaschine liegenläßt, wenn sie gewaschen hat. Die kommen in eine Mülltüte, rote Schleife drum und fertig.

Wer ist da noch? Harry! Der erwartet was Persönliches, Gott bewahre. So schwer ist das aber auch wieder nicht. Ich singe ihm alle Weihnachtslieder, die ich kenne, und ich kenne alle! auf seinen Anrufbeantworter, bis der voll ist. Persönlicher geht's ja wohl nicht. Übrigens werde ich über Weihnachten verreisen. Fanny Müller

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