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Renommierorchester auf der Suche nach neuem Chef

■ Berliner Philharmoniker beginnen heute mit Wahl des Abbado-Nachfolgers. Favoriten sind Simon Rattle und Daniel Barenboim. Auch Außenseitern werden Chancen eingeräumt

Bei den Berliner Philharmonikern wird heute eine Vorentscheidung für die Wahl eines neuen künstlerischen Leiters erwartet. Der gegenwärtige Chefdirigent Claudio Abbado will seinen Vertrag nicht über das Jahr 2002 hinaus verlängern. Bis zum 14. Juni hatten alle 120 Orchestermitglieder Gelegenheit, in einer schriftlichen Abstimmung ohne Kandidatenbeschränkung einen Dirigenten zu benennen, der ihnen geeignet erscheint. Als Favoriten werden bisher der Brite Simon Rattle und der Leiter der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, gehandelt.

„Alle lebenden Dirigenten sind noch im Rennen“, sagte Orchestervorstand Peter Riegelbauer. Er erwartet nicht, daß sich heute schon ein Kandidat mit einer überwältigenden Mehrheit herauskristallisiert wie bei der Wahl Herbert von Karajans in den 50er Jahren. „Das war bei Abbado nicht so, und das wird auch diesmal vermutlich nicht so sein.“ Die Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen in die nächste Runde am 23. Juni.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte der erst 44jährige Sir Simon Rattle, der das City of Birmingham Symphony Orchestra weltberühmt machte, die Berliner Philharmoniker mit mehreren umjubelten Konzerten für sich einnehmen können. Heute steht der Hamburger Ingo Metzmacher am Pult. Ihm werden Außenseiterchancen eingeräumt.

Lorin Maazel hat sich nach seiner ursprünglichen Verärgerung, seinerzeit nicht zum Karajan-Nachfolger gewählt worden zu sein, den Berliner Philharmonikern zwar wieder angenähert, doch scheint er auch kaum Chancen zu haben. Der Italiener Riccardo Muti und der Japaner Seiji Ozawa haben sich in letzter Zeit in Berlin rar gemacht.

Der Orchestervorstand warnt davor, sich in der öffentlichen Debatte nur auf „Topfavoriten“ zu konzentrieren. Zu ihnen habe Abbado seinerzeit auch nicht gezählt. Es seien durchaus noch andere ernsthafte Kandidaten im Gespräch, wie zum Beispiel der aus Riga stammende Mariss Jansons. „Er ist sehr, sehr beliebt bei uns – ich kenne niemanden im Orchester, der ihn nicht schätzt.“ dpa

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