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Journalisten im Kosovo erschossen

■  Gabriel Grüner und Volker Krämer sind tot. Sie wurden umgebracht, als sie ein angebliches Massengrab suchen wollten. Die Identität eines dritten Journalisten ist unklar

Beim Einrücken der internationalen Friedenstruppen in das Kosovo sind drei deutschsprachige Journalisten getötet worden. Zwei von ihnen arbeiteten für das Hamburger Magazin Stern, die Identität des dritten war zunächst unklar.

Die beiden Stern-Reporter Gabriel Grüner (35) und Volker Krämer (56) wurden nahe der Ortschaft Dulje, 40 Kilometer südlich von Pristina erschossen.

Nach Berichten von Kollegen wurden die beiden Journalisten in einen Hinterhalt gelockt. Die Täter hatten ihnen offenbar versprochen, sie zu einem Massengrab zu führen. Auf dem Weg dorthin wurde dann auf sie geschossen. Krämer war auf der Stelle tot. Grüner starb kurze Zeit später in einem Krankenhaus in Makedonien.

Die Angaben über den dritten getöteten Deutschen, der am Montag von Bundeswehrsoldaten nordöstlich des Ortes Suwareka gefunden worden war, sind widersprüchlich. Das Auswärtige Amt erklärte, bei dem Opfer sei ein Presseausweis gefunden worden, der jedoch unleserlich sei. Ein KFOR-Sprecher vermutete, bei dem Toten handele es sich um einen Journalisten des ZDF. Doch Stern-Sprecher Kurt Otto ließ wissen, daß man auch den Übersetzer vermisse, der mit den beiden Reportern unterwegs gewesen sei.

Volker Krämer und Gabriel Grüner waren erfahrene „Krisenreporter“, die meist in den Brennpunkten der Welt unterwegs waren. Für diesen Job galten sie unter Kollegen jedoch als außerordentlich umsichtige und vorsichtige Berichterstatter. „Überhaupt keine Draufgängertypen“, wie eine Mitarbeiterin sagte. Volker Krämer war geradezu eine Institution beim Stern und einer der letzten festangestellten Fotografen des Magazins überhaupt. Er war 1969 zum Stern gekommen, nachdem er mit seinen Bildern vom Einmarsch der Sowjets in der Tschechoslowakei bekannt geworden war. Danach war er vor allem in Eritrea, Kasachstan, in der Türkei und in Südafrika unterwegs.

Der Südtiroler Gabriel Grüner war 1991 direkt von der Journalistenschule als Redakteur in das Auslandsressort des Stern gekommen. Er galt als erfahrener Balkan-Experte und berichtete mehrfach aus Slowenien, Kroation, Bosnien und Serbien, war aber auch in Somalia und dem Sudan im Einsatz. Der 35jährige wäre in diesem Jahr Vater geworden.

In den nächsten Tagen sollen die Leichen der beiden Journalisten in die makedonische Hauptstadt Skopje gebracht und dann von der Bundeswehr nach Deutschland überführt werden. Volker Weidermann

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