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Brachiale Kunstschändung

■ Diskussion und Gepöbel ums „Nachdenkmal“ in Groß Borstel

Ein Trupp Jugendlicher, sonst mit Deutschlandfahne unterwegs, pöbelt die Teilnehmer einer Denkmalführung an. Der Künstler Gerd Stange, dessen Antikriegsmal Nachdenkmal – Schützengraben Soldatengrab auf dem Licentatenberg in Groß Borstel seit der Einweihung am 8. Mai wiederholt ramponiert wurde, muß sich als „Schwein“ titulieren lassen. Und Emigrantenkinder übernehmen die Parolen verwirrter Einheimischer und stören mit Zwischenrufen à la „Schützengraben – voll Scheiße“ die im Begleitprogramm der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht stattfindende Veranstaltung.

Kunst, die politisch ist, hat es nicht leicht. Das war im Fall Hrdlicka zu erleben; das wiederholt sich jetzt in Groß Borstel, wo die Anwohner erst Unterschriften gegen ihr neues Denkmal sammelten, um dann zum Randalieren überzugehen. Naziaufkleber, Sprühschrift, mutwillige Zerstörung, hingekippter Müll – das Nachdenkmal muß all den Haß ertragen, der sich in Deutschland in trauriger Tradition ansammelt. Veteranen und frustrierte Youngsters schließen eine unheilige Allianz. Ein älterer Bürger, dem Förderverein des Denkmals als mutmaßlicher Randalierer bekannt, zeigte sich zwar grundsätzlich bereit zu diskutieren – aber nicht mit jedem.

Gerd Stanges Arbeit ist provokant, sie wäre es auch ohne Anschläge. Schon der Ort ist es: Das Nachdenkmal ist eine künstlerische Ergänzung zum Soldatengrab auf dem Hügel. Daß sowohl das Wort „Denkmal“ als auch das Wort „Nachdenkmal“ von „Denken“ kommen, scheint hierzulande aber noch immer unbekannt. giso

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