: Zeugen schützen
■ Betreuungsraum am Amtsgericht Altona
ZeugInnen sind bei Gericht das „häufigste Beweismittel – aber auch das schlechteste“, so Jochen Cassel, Direktor des Amtsgerichts Altona. Die Konfrontation mit dem Täter, die Angst, Fehler zu machen oder in der Glaubwürdigkeit angezweifelt zu werden, schüchtert viele ZeugInnen ein. Um sie zu unterstützen, wurde gestern ein ZeugInnenbetreuungszimmer am Amtsgericht Altona offiziell eröffnet.
Das erste besteht bereits seit 1994 bei den Gerichten am Sievekingplatz. Rund 900 Menschen, die in Prozessen aussagen mußten, seien allein im vorigen Jahr von der im ZeugInnenschutz tätigen Sozialarbeiterin betreut worden, sagte Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) gestern. 1998 beschloß die Hamburger Bürgerschaft, drei weitere dieser Räume an den Amtsgerichten Altona und Harburg sowie am Familiengericht einzurichten.
Die Sozialpädagogin informiert die ZeugInnen über den Ablauf des Verfahrens und begleitet sie auf Wunsch zum Prozeß. Bei Bedarf vermittelt sie an Beratungstellen oder Hilfsorganisationen weiter. Darauf werden ZeugInnen bei Strafprozessen schon mit der schriftlichen Ladung hingewiesen.
Das Max-Planck-Institut in Freiburg hatte jüngst 342 Opfer von Straftaten nach ihren Erfahrungen mit Gerichtsverhandlungen befragt. Das Ergebnis, so Peschel-Gutzeit, sei erschreckend gewesen: 65 Prozent der ZeugInnen sei es nach ihrer Aussage schlechter gegangen als davor. ee
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