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Je älter, desto weniger

■ Gutachten: Altersteilzeit für Hamburger Lehrer würde sechs Millionen Mark kosten

Im Kampf um weniger Arbeit für alte Lehrer führen Hamburgs PädagogInnen neue Beweise ins Feld. Wenn sie nach dem Prinzip „je älter, desto kürzer“ arbeiten würden, käme das die Stadt billiger zu stehen als befürchtet, so ein Gutachten, das der renommierte Wissenschaftler Klaus Klemm im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erstellt hat. Sechs Millionen Mark würde die Altersteilzeit demnach kosten. Bisherige Schätzungen schwankten zwischen 30 und 160 Millionen.

Mit sechs Millionen „ist die Altersteilzeit leicht finanzierbar“, freute sich gestern GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm. Wenn der Senat das auch so sieht, könnten LehrerInnen ab dem 55. Lebensjahr ihre Arbeitszeit auf die Hälfte reduzieren und trotzdem 83 Prozent ihres vorherigen Nettoverdienstes mit nach Hause nehmen. Eine ähnliche Regelung ist bereits im Tarifvertrag für ArbeiterInnen und Angestellte des öffentlichen Dienstes vorgesehen.

Gutachter Klemm geht davon aus, daß nur rund 20 Prozent der Hamburger PädagogInnen eine solche Ermäßigung in Anspruch nehmen würden. Eine höhere NutzerInnenzahl ist nicht zu erwarten, glaubt auch Ilona Wilhelm, Pressesprecherin und zweite Vorsitzende der Lehrergewerkschaft: „Nach den vorliegenden bundesweiten Erfahrungen gibt es zwar ein großes Bedürfnis nach diesem Angebot, aber nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, daß so viele davon Gebrauch machen werden.“

Allein die Möglichkeit, im Alter auf Teilzeit zu arbeiten, argumentiert die GEW, erhöhe aber Motivation und Zufriedenheit der Lehrenden. Zudem sei zu erwarten, daß nicht mehr so viele PädagogInnen vorzeitig in den Ruhestand gingen, was wiederum der leeren Stadtkasse zugute käme. Und weil durch die Reduzierung Stellen frei würden, könnten mehr jüngere LehrerInnen eingestellt werden.

Das Gutachten hat die GEW dem Senat sowie den Bürgerschaftsfraktionen zugeschickt. Gleichzeitig bastelt eine von der Schulbehörde eingesetzte Kommission – ebenfalls unter Federführung von Klaus Klemm – an einem umfassenden Arbeitszeitmodell für Hamburgs LehrerInnen. Die Ergebnisse sollen vermutlich Ende nächster Woche offiziell vorgestellt werden.

Judith Weber

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