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Veto gegen Abtreibungsschein

■  Der Papst verordnet per Brief aus dem Vatikan das Ende der katholischen Beratung für Schwangere. Kompromißvorschlag der deutschen Bischöfe hat keine Chance

Berlin (taz/epd/AP) – Der lang gefürchtete Brief ist angekommen: Papst Johannes Paul II. hat den deutschen Bischöfen nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) den Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung ohne Wenn und Aber befohlen. Offenbar hat der Vatikan entschieden, daß die katholische Kirche in Deutschland keine Konfliktberatung mehr durchführen darf und keine Scheine für die Abtreibung mehr ausstellen kann. Die katholische deutsche Bischofskonferenz bestätigte gestern, der Papst habe sich in dem Schreiben „als oberster Lehrer der Kirche“, also mit höchster Autorität, geäußert. Weitere Einzelheiten wollen die Bischöfe erst nächste Woche nach internen Beratungen bekanntgeben.

Bereits im Januar 1998 hatte ein Brief des Papstes zur Schwangerenberatung für Aufsehen gesorgt. Darin hatte das katholische Oberhaupt die Praxis der 270 katholischen Beratungsstellen gerügt. Die Teilnahme am System der Abtreibung lasse die Kirche an den aus katholischer Sicht unakzeptablen Regelungen mitschuldig werden. Die deutschen Bischöfe hatten daraufhin einen Kompromißvorschlag erarbeitet. Nach diesem „Beratungs- und Hilfeplan“ vom Februar 1999 sollten die katholischen Stellen in der Beratung verbleiben, aber einen „Schein anderer Art“ ausstellen, der die Schwelle zur Abtreibung anhebe und den Frauen materielle Hilfe zusichere.

Mit diesem Kompromiß sind die deutschen Bischöfe nun offensichtlich gescheitert. Im Vorfeld hatten bereits einige deutsche Oberhirten angekündigt, in diesem Fall dem Vatikan die Gefolgschaft zu verweigern oder von ihren Bischofsämtern zurückzutreten. Ähnlich äußerte sich gestern die kirchenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion und parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Christa Nickels. Auf jeden Fall sollten die Kirchen in der Beratung bleiben: Sollte der Papst den Ausstieg fordern, müßten die Bischöfe den Interessen ihrer Gläubigen mehr gehorchen als Rom: „Die dogmatische Lehre darf nicht heiliger sein als das Leben.“ Auch der Vizechef der CDU-Fraktion im Bundestag, Hermann Kues, fordere die Bischöfe auf, in der Beratung zu bleiben, „weil damit das Leben geschützt wird“. Der Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Vogel, bedauerte die Entwicklung. Es sei kaum möglich, in den evangelischen Stellen künftig mehr Schwangere zu beraten. Bernhard Pötter

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