: Husum als Husum
■ Eine Fernsehserie als Werbestrategie für die gar nicht so graue Stadt am Meer
„Nordseeklinik“ statt „Schwarzwaldklinik“: In der nordfriesischen Kreisstadt Husum wird derzeit eine Fernsehserie gedreht, von der sich die „graue Stadt am Meer“, wie Theodor Storm seinen Heimatort nannte, erhebliche Werbeeffekte verspricht. Deshalb beteiligen sich Stadt und Wirtschaftsvereine mit rund 180.000 Mark an den Produktionskosten des Mehrteilers. Die „Nordseeklinik“ soll in 26 Folgen vom Herbst an dienstags im Vorabendprogramm des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) gezeigt werden.
Die Produktionsfirma sei an die Stadt herangetreten mit dem Angebot, Husum in der Serie „in besonderer Weise werblich herauszustellen“, erläutert Bürgermeister Cornelius Kohl. Das Prinzip: Husum wird im Fernsehen nur dann als Husum zu erkennen sein, wenn zuvor Geld fließt. Im anderen Fall wäre die Stadt zwar Kulisse, würde jedoch umbenannt in einen fiktiven Ort. Das sei „übliche Praxis“, glaubt Bürgermeister Kohl zu wissen.
Eine Praxis, die sich für andere betreffende Kommunen bereits als werbliche Goldgrube erwiesen habe, ist Kohl überzeugt. Er erinnert an die „Schwarzwaldklinik“, die Schaulustige noch heute besuchen wollten. Ein halbes Jahr lang einmal wöchentlich jeweils zwischen 2,5 und drei Millionen Zuschauern Husum als Husum zu präsentieren – „das erreichen wir mit keiner Anzeige“.
Ein Großteil der 60.000 Mark, die in diesem Jahr für Werbung im Husumer Haushalt bereitgestellt sind, gehen darum, aufgestockt um weitere Mittel, in das Projekt „Nordseeklinik“: 7000 Mark pro Folge sind veranschlagt, die aus der Stadtkasse und von Wirtschaftsvereinen je zur Hälfte aufgebracht werden. Der Bürgermeister sieht diesen Handel ganz pragmatisch: „Das ist schlicht bezahlte Werbung und für uns eine einmalige Chance.“ lno
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