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„Überleben durch Rationalisierungen“

Keine Jobs in Altenwerder, aber ganz viele Container: HHLA bilanziert  ■ Von Gernot Knödler

Trotz Hafenerweiterung in Altenwerder wird die Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA) die Zahl ihrer MitarbeiterInnen voraussichtlich verringern. „Voraussetzung für wirtschaftliches Überleben ist kontinuierliche Rationalisierung“, antwortete HHLA-Vorstandssprecher Peter Dietrich gestern bei der Jahrespressekonferenz des „größten Konzerns der Seehafenwirtschaft in Deutschland“ auf eine entsprechende Frage. Die „Arbeitsplatzwirkung“ Altenwerders beziehe sich „nicht in erster Linie“ auf das im Bau befindliche Container-Terminal, sondern auf das Umfeld.

Neben den Bauarbeitern werkeln bei der HHLA einstweilen nur gut 20 „hochkarätige Mitarbeiter“ planend und bauleitend an dem Projekt. Mehr als 600 Millionen Mark werde die HHLA allein für die Bauten dort investieren. „Dies ist das größte Einzelvorhaben in der Geschichte des Hamburger Hafens“, sagte Vorstandssprecher Dietrich stolz. Nach seiner Vollendung sollen dort zunächst 900.000, im Endausbau einmal 1,8 bis zwei Millionen Standardcontainer pro Jahr umgeschlagen werden.

Im vergangenen Jahr hat die HHLA gerade einmal 2,35 Millionen Standardcontainer verarbeitet. Zwar bedeutet das im Hauptgeschäft des Hafenbetriebes ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber 1997, andere sind jedoch stärker gewachsen: Im Hafen insgesamt ist der Containerumschlag um 6,3 Prozent gestiegen.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres hat sich die Situation jedoch umgekehrt: Der HHLA-Containerumschlag wuchs um 6,8 Prozent, während er im gesamten Hafen um 0,7 Prozent schrumpfte. Die HHLA schlägt rund zwei Drittel der Container im Hamburger Hafen um, die Konkurrenz von Eurokai ein Drittel.

Eine Ursache für das moderate Wachstum in 1998 sei die noch nicht vollendete Elbvertiefung, sagte Dietrich. Die Containerschiffe der vierten Generation (Panamax) hätten immer wieder mit Tiefgangsproblemen zu kämpfen gehabt. Die HHLA habe deshalb das wachsende Marktpotential nicht ausschöpfen können. Wieviel deshalb verloren gegangen sei, konnte Dietrich jedoch nicht beziffern. „Seriös, mit konkreten Zahlen läßt sich das nicht beantworten.“

Der HHLA-Bahnhof für den geplanten Pendel-Zugverkehr nach Lübeck soll wegen der Krise in Rußland erst 2001 eröffnet werden. Mit dem Pendelverkehr wäre die HHLA die einzige Hafengesellschaft mit „two waterfronts“, freute sich Dietrich. „Wir gehen davon aus, daß in Hamburg gelöschte Container auf der Ostsee schwimmen, während das Mutterschiff noch im Hamburger Hafen liegt.“ Auf Zahlen wollte sich Dietrich nicht festlegen lassen. Gegenwärtig kämen 100.000 Hamburger Container auf dem Landweg nach Lübeck, 600.000 bis 700.000 würden mit kleinen Containerschiffen (Feedern) dorthin gefahren.

Die geplanten und im Bau befindlichen Straßenverbindungen über die Ostsee stellten den Pendelzug keineswegs in Frage. Die HHLA erwartet einen so hohen Zuwachs im Verkehr mit Skandinavien und Osteuropa, daß auch für die Bahn noch Verkehr übrigbleibe.

Trotz rückläufigen Umsatzes bewertete Dietrich das vergangene Jahr als gut. Die HHLA-Gruppe mit ihren rund 40 Tochtergesellschaften erwirtschaftete 1998 einen Umsatz von 831 Millionen Mark gegenüber 843 Millionen im Jahr davor. Der Gewinn nach Steuern betrug 25 gegenüber 23 Millionen. Weltweit beschäftigte die HHLA-Gruppe im vergangenen Jahr 3.500 Menschen.

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