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„Langsam wütend“

■ Frauen dürfen über sexuelle Belästigung in Behörden und Unternehmen debattieren

Neu war die Erkenntnis nicht: „Realität und Zahlen klaffen weit auseinander“, kommentierte die frauenpolitische Sprecherin der GAL, Heide Simon, die aktuellen Daten über sexuelle Belästigung in Hamburger Behörden und öffentlichen Unternehmen. Dort aber hat sich das Wissen über die Schwierigkeit, Übergriffe zu ermitteln, offenbar noch nicht durchgesetzt: Die Behörden für Stadtentwicklung, Bau und Justiz sowie Arbeit, Gesundheit und Soziales fanden „keine Anhaltspunkte“, aktiv zu werden, kritisierte Simon in der Bürgerschaftsdebatte.

Aus den Ergebnissen, die die Große Anfrage der GAL zutage förderte, „sticht die Ignoranz nur so heraus“, fand auch die CDU-Abgeordnete Karen Koop. In Kultur-, Stadtentwicklungs- und Baubehörde liegt noch nicht einmal Informationsmaterial zum Thema aus. Auch die Zahl der gemeldeten Fälle ist gering, stellte Hamburgs grüne Gleichstellungssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Krista Sager fest. Bei 40.000 Beschäftigten seien seit 1994 nur 20 Fälle aktenkundig geworden.

Anstrengungen, dem Problem zu begegnen, gibt es zwar in einigen Behörden, die beispielsweise Selbstbehauptungskurse anbieten. Als vorbildlich lobte Simon auch die eigens eingerichtete Beschwerdestelle in der Finanzbehörde. Allerdings, betonte Julia Koppke vom Regenbogen, „kann es doch nicht darum gehen, daß Frauen nur lernen, mit männlichem Fehlverhalten umzugehen“. Auch die Männer müßten geschult werden, um sich „von Platzhirsch-Selbstbildern“ zu verabschieden.

In den vergangenen 20 Jahren, resümierte Karen Koop, hat sich das Problem nur ein kleines bißchen verbessert: „Da wird man langsam wütend.“ Heike Dierbach

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