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Zigaretten im Bettchen

■ Das Inegborg-Bachmann-Lied

Sie hieß Ingeborg. Ingeborg Bachmann.

Sie schrieb schwierige Literatur.

Und obwohl sie aus Klagenfurt stammte

Ist sie Teil der deutschen Kultur.

Was sie schrieb, steht in Bibliotheken

Was sie schrieb, steht im Bücherregal

Sogar in Schulbüchern steht es

Doch den Schülern ist es egal.

Dabei gab sie sich wirklich Mühe

Sie schrieb auch sehr ambitioniert

Doch die groschenheftgeilen Leser

Hat Lyrik nie interessiert.

„Ohne Sorge, sei ohne Sorge“

Hieß ihre mahnendste Zeile

Doch die Menschen zuckten die Achseln

Und sagten, „Och, ist nicht so geil, ey.“

Es ging um Reklame und war kritisch gemeint

Doch es ging nicht voran im Gedicht

Weil sich auf „Sorge“ nichts reimt

Höchstens „borge“, und das mochte Ingeborg nicht.

Man nannte sie Ohnesorg Bachmann

So zynisch sind hier die Leute

Und nachdem sie im Schlaf verbrannte

Sang eine herzlose Meute:

„Sie hieß Ingeborg Bachmann

und rauchte gern im Bettchen

Noch ein Zigarettchen,

noch ein Zigarettchen!“

Ihre Verse hat keiner verstanden

Und manche haben gelacht

Doch die Geste des lässigen Rauchens

Hat sie berühmt gemacht.

Sie hieß Ingeborg. Ingeborg Bachmann.

Sie war eine dichtende Dame.

Und obwohl sie Werbung so haßte

Hinterläßt sie Raucherreklame.

Wiglaf Droste

Heute beginnt in Klagenfurt das öffentliche Schau-Lesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis

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