Der Strippenzieher geht

■ Bodo Hombach sollte seinen Chef dahin führen, wo Schröder schon immer hin wollte: in die Neue Mitte. Jetzt landet er auf dem Balkan

Bonn (taz) – Für Bodo Hombach hatte alles so gut angefangen. Nachdem der Wahlkampfmanager seinen Freund Gerhard Schröder zum Kanzler gemacht hatte, bekam er als Belohnung einen der wichtigsten Jobs der Regierung: Hombach wurde Chef des Kanzleramts. Die „stärkste Waffe der SPD“ , wie der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ihn einmal genannt hat, sollte Schröder dahin führen, wo Schröder schon immer hinwollte: in die Mitte, die Neue Mitte, dahin, wo sein Vorbild Tony Blair schon war.

Doch dann kam alles ganz anders. Hombach wurde zum Lieblingsfeind fast aller bei der SPD und in der Koalition. Alle Lafontaine-Fans glauben noch heute fest daran, daß vor allem Hombach es war, der mit gezielten Indiskretionen gegenüber der Boulaverd-presse den letzten Linken aus der Schröder-Regierung getrieben hat.

Hombach ist das, was man einen spin doctor nennt, einen Strippenzieher, der es virtous versteht, eine ganze Regierung mit dem Lancieren von Nachrichten und dem gezielten Spiel über die Bande in seinem Sinne zu lenken und zu beeinflussen. Schröder schätzt und braucht solche Leute.

Der 46jährige Hombach galt früh als politisches Talent. Mit 27 Jahren organisierte er seinen ersten Wahlkampf für Johannes Rau und verhalf der SPD in Nordrhein-Westfalen 1980 auf Anhieb zur absoluten Mehrheit. Fünf Jahre später wiederholte er diesen Erfolg mit Rau. Hombach, der es auf dem zweiten Bildungsweg zum Diplomsoziologen gebracht hat, wurde Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen SPD, Stahlmanager und später Wirtschaftsminister in Düsseldorf, bevor er Schröder zum Kanzler machte und mit ihm nach Bonn zog.

In seinem neuen Amt wurde er ein ganz anderer Kanzleramtsminister als es beispielsweise Friedrich Bohl für Kohl war. Bohl galt als blaß, lautlos, aber extrem fleißig und effizient. Hombach sollte politischer Amtschef und Krisenmanager zugleich sein.

Hombach ist ein Mann mit extremem Hang zur Selbstdarstellung. Er koordinierte nicht die Regierungsarbeit, sondern torpedierte sie: 630-Mark-Jobs, Atomausstieg, Rentenreform. Die Kritik aus den eigenen Reihen nahm zu. Dazu kamen Vorwürfe, er hätte 1986 beim Bau seines Hauses von einer Immobilienfirma einen Vorteil in sechsstelliger Höhe gewährt bekommen. Außerdem soll der Preussag-Vorstand Hombach 500.000 Mark Abfindung bekommen haben, als er ins Düsseldorfer Kabinett von Wolfgang Clement wechselte.

Obwohl ihm bis heute die Unregelmäßigkeiten nicht nachgewiesen werden konnten, nahm der Druck auf Hombach zu. Jetzt nimmt ihn sein Chef und Freundaus der Schußlinie. Sein Geschick im Umgang mit Wirtschaftsbossen kann Hombach auf dem Balkan gut gebrauchen. Dort werden Finanzspritzen dringend benötigt. Jens König/Sebastian Sedlmayr