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Vorsorglich schon mal Personal rausschmeißen

■ BAGS fordert Billstedter Drogenprojekt auf, seinen MitarbeiterInnen zu kündigen

Norbert Dworsky wird nicht „in vorauseilendem Gehorsam meine Mitarbeiter rausschmeißen“ – obwohl Elisabeth Lingner, Amtsleiterin in der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS), ihn dazu aufgefordert hat. Denn Ende des Jahres werde ein neuer Träger die Fixerstube „Drug Mobil“ in Billstedt übernehmen, teilte sie dem Geschäftsführer von „freiraum e.V.“ Ende voriger Woche mit (taz berichtete). Er möge bitte, so Lingner, „arbeitsrechtliche Maßnahmen veranlassen“.

Offenbar geht die Amtsleiterin davon aus, daß sich der neue Träger, die „Steps GmbH“, den MitarbeiterInnenstamm neu zusammenstellen wird – obgleich „Steps“ in Bremen ansässig ist. Und obwohl Lingner wie auch weitere MitarbeiterInnen ihrer Behörde vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuß Filz stets betont hatten, ein Auswahlkriterium für Sozialprojekte sei die Beschäftigung von Hamburger MitarbeiterInnen. Dennoch soll „Steps“ im Zuwendungsbescheid dazu offenbar nicht verpflichtet werden. Lingner gestern zur taz: „Hamburg endet nicht an den Stadtgrenzen. Man muß Hamburg als Metropolregion sehen“.

Die Entscheidung der BAGS vom Donnerstag, das Drug-Mobil einem anderen Träger zu übergeben, hat „freiraum“ überrascht: „Damit haben wir nicht gerechnet“, so Dworsky. Denn „freiraum“ ist der erfahrenste Betreiber von Gesundheitsräumen. Der Bus wurde vor fünf Jahren als bundesweit erste Fixerstube eröffnet. Zudem ist das Projekt im Stadtteil fest integriert. Der „Runde Tisch Billstedt“ hat sich ausdrücklich dafür ausgesprochen, daß „freiraum“ die Trägerschaft behält – mit den Stimmen der „Initiative Billstedter gegen Drogen“, die ursprünglich sogar ein Bürgerbegehren gegen die Fixerstube angestrengt hatte.

„Steps“ hingegen kann als Bremer Projekt weder auf Verankerung im Hamburger Stadtteil Billstedt noch auf Erfahrungen im Betreiben von Gesundheitsräumen verweisen. Zwar hat sich „Steps“ in Bremen stets für die Einrichtung von Fixerstuben stark gemacht. Bisher betreibt der Träger aber nur zwei Therapie-Einrichtungen, in denen DrogenkonsumentInnen zum Ausstieg verholfen werden soll.

Über die Gründe der Sozial- und Gesundheitsbehörde, „Steps“ gegenüber „freiraum“ vorzuziehen, hüllt Lingner sich in Schweigen. Das Konzept sei „sehr gut“, sagt sie lediglich, und daß die Entscheidungskriterien „inhaltliche“, nicht wirtschaftliche seien. Zudem sei es „gut, einen neuen Träger nach Hamburg zu holen“.

Die MitarbeiterInnnen des „Drug-Mobil“ treffen sich heute zu einer Krisensitzung. Weil „Steps“ bisher den rein ausstiegsorientierten Ansatz in der Drogenpolitik vertreten habe, spricht Dworsky nun von einem „roll back“ in der Hamburger Drogenpolitik. Jegliche Stellungnahme dazu verweigert Horst Bossong, Drogenbeauftragter der Stadt. Er sei in die Entscheidung nicht einbezogen gewesen und werde sie auch nicht kommentieren.

In Zugzwang gerät neben „freiraum“ auch „Palette e.V“. Der Verein muß die Trägerschaft für die Drogenhilfeeinrichtung in der Altonaer Schillerstraße an „Jugend hilft Jugend“ abgeben. Und zwar schon ab Oktober. Die Kündigungsfrist für die MitarbeiterInnen, so der Hinweis von Lingner, läuft bereits übermorgen ab.

Elke Spanner

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