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Entsorger entsorgt oder Wenn aus Müll kein Geld wird

■ Stadtreinigungsbetriebe ziehen die Mehrzahl ihrer öffentlichen Altpapiercontainer ein

Wer sein Altpapier wie gewohnt in einem öffentlichen Container entsorgen will, muß jetzt noch länger suchen: Von ursprünglich 1.250 Altpapiercontainern bleiben ab heute in ganz Berlin nur noch 450 an öffentlichen Plätzen zugänglich. Seit einem Jahr haben die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) die sogenannten Iglus weitgehend aus dem öffentlichen Straßenland abgezogen. Hauptgründe seien der „Containermißbrauch“ durch Gewerbetreibende und die „Vermüllung der Umgebung“, erklärt BSR-Sprecher Bernd Müller. Außerdem sei die haushaltsnahe Entsorgung wesentlich bequemer für den Bürger.

Nach dem neu propagierten „Hol-System“ soll sich jedes Haus eine blaue Tonne ab 15 Mark von der BSR mieten, die dann einmal im Monat abgeholt wird. Die haushaltsnahe Entsorgung ist damit kostenpflichtig, wird sie doch vom Vermieter auf die Bewohner zumeist umgelegt. Die BSR verweist auf ihre Gewerbehöfe, wo der Müll kostenfrei entsorgt werden kann.

Im Rahmen der Aktion „Berlin – Saubere Stadt“ paßt auch der Senatsumweltverwaltung die Umstellung ins Konzept. Der eigentliche Auftraggeber für den Containerabzug ist das städtische Grüne-Punkt-Unternehmen DASS. Deren Serviceabteilung teilt mit, daß hinter den vordergründig ästhetischen und hygienischen Motiven vor allem finanzielle Überlegungen stecken: „Altpapier als Geschäftsbereich ist nicht mehr rentabel zu bewirtschaften.“ Nur ein Viertel des Containerinhalts wird durch den Grünen Punkt vorfinanziert, die restlichen drei Viertel (etwa Zeitungen und Kataloge) muß der städtische Entsorger über den Verkauf an Papierfabriken finanzieren. Doch die Preise für „gemischtes Altpapier“ sind durch das verstärkte Sammelbewußtsein der Bürger und das darauffolgende Überangebot an Altpapier seit Mitte der 80er Jahre stetig gefallen. 1990 tauchte erstmals das Phänomen von „negativen“ Preisen auf, das heißt, daß die Entsorger den Papierfabriken Geld dafür zahlen, daß sie ihnen das Altpapier abnehmen.

Wegen der langen Wege und der neuen Kosten beklagen sich viele Bürger bei den Umweltämtern ihrer Bezirke. „Wir werden zusammen mit den anderen Bezirken die Beschwerden der Bürger in Briefen an die DASS weitergeben“, bestätigt Brigitte Ditten, Amtsleiterin in Friedrichshain. Sie befürchtet eine Verschlechterung der Trennkultur und glaubt nicht an die offiziellen Gründe von BSR und DASS: „Es geht denen nicht um haushaltsnahe Entsorgung, sondern darum, daß sie kein Geld mehr mit Altpapier verdienen können.“ Silvia Lange

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