: Unterm Strich
Dieser Literaturpreissommer ist ein ländlicher, ja heimatlicher, ganz und gar unberlinerischer: Nur eine Woche nachdem die Klagenfurter Jury Terézia Mora für ihre Erzählung aus einer ungarischen Grenzdorfenge den Bachmann-Preis verliehen hat, zieht nun auch die Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung in diese Heimatrichtung nach und verleiht den Georg-Büchner-Preis, den bedeutensten deutschen Literaturpreis, in diesem Jahr an Arnold Stadler. Im Zentrum der meisten bislang erschienenen Romane und Gedichten des 1954 in der südbadischen Kleinstadt Meßkirch geborenen Stadler steht sein Heimatdorf und der Wille zu Aufbruch und Ausbruch.
Die Erfolgsgeschichte des Schriftstellers Arnold Stadler ist noch nicht alt. Weitgehend unbekannt, sah er sich 1994 über Nacht, durch einen hymnischen Artikel Martin Walsers im Spiegel ins Licht der Öffentlichkeit gestellt. Walser lobte damals vor allem den Ton der Stadlerschen Prosa und erkannte in der autobiographischen Romantrilogie „Ich war einmal“ (1989), „Feuerland“ (1992) und „Mein Hund, meine Sau, mein Leben“ (1994) eine „Herbeschwörung von Kindheit, von untergegangener Vergangenheit“. Es sind zwar meist Unglücksgeschichten, die der Erzähler auf dem Lande erlebt, Berichte von Verletzungen, tiefsitzenden Kränkungen und einer großen Einsamkeit. Walser sah jedoch in all dem vor allem „das Trotzdemschöne“ und meinte, die Bücher am liebsten selber geschrieben zu haben.
Nach Walsers Eloge hatte der Theologe und Germanist Arnold Stadler einigen Erfolg, erhielt in letzter Zeit eine große Zahl an literarischen Preisen und ist zur Zeit Stadtschreiber im hessischen Bergen-Enkheim. Gerade hat er außerdem für eine stattliche Summe, wie es heißt, den Verlag gewechselt und wird seinen pünktlich zur Preisverleihung erscheinenden Roman „Ein hinreissender Schrotthändler“ nun bei dem Kölner DuMont Verlag veröffentlichen lassen.
Es ist normalerweider nicht Stil des Hauses, doch wenn es gegen die Lieblingsfeinde geht, da läßt man bei der Feuilletonredaktion der FAZ auch gerne mal gute alte Journalistenregeln außer acht. Genüßlich wird in der Samstagsausgabe ein noch unbestätigter Bericht des Magazins News zitiert, in dem nicht nur die Absetzung der Feuilletonchefin der Zeit, Sigrid Löffler, bekanntgegeben wurde, sondern auch die angeblichen Gründe genannt wurden: Unter anderem zitiert man da leise lächelnd den sogenannten desaströsen Zustand der Zeit-Kultur. Daß der Chefredakteur der Zeit, Roger de Weck, die angebliche Demission gleich dementierte, erwähnte man zwar auch pflichtbewußt, aber dennoch: Nun ist das Gerücht schon mal in der Welt, da wird es sicher seine Wirkung nicht verfehlen.
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