Das Portrait: Der Vater des Paten ist tot
■ Mario Puzo
Gerade noch wurde bekannt, daß Francis Ford Coppola den berühmtesten Schiffbrüchigen der jüngeren Filmgeschichte, Leonardo DiCaprio, umwirbt. Er soll die Rolle des Sony Corleone übernehmen, im vierten Teil des „Paten“. Auch der Vater des Paten sollte, so las man, drehbuchschreibend an Bord jenes Unternehmens sein, das sich – anders als die „Titanic“ – bislang als unsinkbar herausgestellt hat. Doch nun ist der Vater des Paten tot.
Zwei Oscars fürs Drehbuch: Mario Puzo Foto: AP
Mario Puzo, Schriftsteller und zweifach oscarprämierter Drehbuchautor, starb am Freitag im Alter von 78 Jahren an einem Herzversagen in Bay Shore, im US-Staat New York. Vor genau dreißig Jahren war Puzo über Nacht berühmt geworden, als der 48jährige, hochverschuldete Autor von sieben Romanen mit seinem achten auf den Markt kam – „The Godfather“ verkaufte sich schließlich weltweit über 21 Millionen Mal. Trotzdem fragt man sich: Hat irgendwer das Buch tatsächlich gelesen? Denn mehr noch als der Roman selbst machte ihn dessen Verfilmung 1972 durch Francis Ford Coppola berühmt. Coppola hat, außer dem zweiten Teil des „Paten“ vielleicht, nie wieder einen besseren Film gedreht, jedenfalls keinen erfolgreicheren. In Francois Truffauts Film-im-Film-Geschichte „Die Amerikanische Nacht“ fiel denn auch der Satz, daß überall in Nizza „Der Pate“ gespielt wird, der alle anderen Filme kaputtmacht. Aber es war doch Puzo gewesen, der das Genre „Mafiafilm“ revolutionierte. Denn war die Mafia zuvor ein eher abenteuerlicher Männerhaufen gewesen, mit ein paar Flittchen zur Seite, so adelte Puzo sie zur Dynastie. Das Familienunternehmen Mafia, genauer das Familienunternehmen Corleone: nicht anders geführt und mit kaum anderen Problemen konfrontiert als das Familienunternehmen Rockefeller. Nicht, daß die Parallelen nicht auf der Hand gelegen hätten, aber Puzo war eben derjenige, der sie erstmals massenwirksam formulierte. Er war zwar kein Mafia-Pate, wie oft spekuliert wurde, aber dafür gewiß der Pate von „Dallas“ und J. R. Es ist interessant zu sehen, auf welch höchst ironischen Wegen Amerika zunächst zu den „family values“ vorstieß, bevor es dann bitter Ernst mit ihnen machte. Puzo selbst behauptete, den „Paten“ nur des Geldes wegen geschrieben zu haben. Seit seinem Debütroman „Die dunkle Arena“ (1955) hatte er gute Kritiken bekommen, mit seinen Büchern freilich kaum etwas verdient. Nach dem „Paten“ blieb er dem Geld treu. Im nächsten Sommer wird bei Random House sein letzter Mafia-Thriller erscheinen - „Omerta“, das Schweigen. Brigitte Werneburg
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