: Naumann stutzt die Leuchttürme
■ Berlin erhält für Hauptstadtkulturprojekte nun jährlich 100 Millionen Mark. Das ist weniger als ursprünglich angekündigt, aber mehr, als der Bundesfinanzminister geben wollte
Der Bund wird seine Zuschüsse für die Berliner Kultur zum kommenden Jahr kürzen. Statt der 120 Millionen Mark im diesem Jahr wird das Land Berlin von 2000 bis 2003 nur noch je 100 Millionen Mark erhalten. Das sagte gestern der Staatsminister für Kultur, Michael Naumann. Er bestritt jedoch, daß die Bundesregierung damit ihr Wahlversprechen gebrochen habe. Er habe im Wahlkampf nur angekündigt, er werde sich „bemühen“, die für das Jahr 1999 zugesagte Verdoppelung der Bundeshilfen zu „verstetigen“. Immerhin fällt die Kürzung deutlich moderater aus als von Finanzminister Hans Eichel (SPD) angekündigt. Eichel wollte im Jahr 2003 nur noch 70 Millionen Mark geben.
Gleichzeitig gab Naumann bekannt, daß sich Bund und Land über die Verteilung dieses Hauptstadtkulturfonds geeinigt hätten. Den Löwenanteil mit 115 Millionen Mark 1999 und anschließend je 80 Millionen Mark werden die „Leuchttürme“ Deutsche Oper, Staatsoper, Deutsches Theater, Konzerthaus, Philharmonie, Haus der Kulturen der Welt, Berliner Ensemble und Schaubühne erhalten. Der Rest werde als „eine Art Feuerwehrtopf“ bereitgehalten. Dieser Betrag – 5 Millionen Mark 1999, jeweils 20 Millionen Mark in den Jahren 2000 bis 2003 – soll von einem Kuratorium verteilt werden. Dessen Vorsitzender hat das Vorschlagsrecht, je zwei Vertreter des Bundes und des Landes müssen seine Pläne absegnen. Welche „kompetente Persönlichkeit“ den Vorsitz führen wird, wollte Naumann noch nicht sagen. Er wollte aber nicht dementieren, daß er mit „ehemaligen Kultursenatoren“ verhandelt.
Der Off-Szene erteilte Naumann eine klare Absage. Wenn der Bund solche Initiativen fördere, verwandele er „ästhetische Bürgerinitiativen“ in Institutionen aus „Kommerzialräten“.
Zudem mahnte der Staatsminister den Senat, die Mittel nicht zur Konsolidierung des allgemeinenLandeshaushalts zu mißbrauchen. Das sei wegen der Finanzhoheit der Länder zwar nicht vertraglich festzuschreiben, es sei aber die „Bedingung“ für die Bundeshilfe.
Naumann wies außerdem darauf hin, daß sich das Engagement des Bundes nicht auf den Hauptstadtkulturfonds beschränke. Insgesamt zahle der Bund 1999 488 Millionen Mark für die Berlin-Kultur, bis zum Jahr 2003 steige dieser Betrag auf 543 Millionen Mark. Ralph Bollmann
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