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Shell soll jetzt für Umweltzerstörung in Nigeria zahlen

■ Nigerianisches Gericht spricht Ogoni-Familien Entschädigungen in Millionenhöhe zu

Berlin (taz) – Zum ersten Mal ist der Ölkonzern Shell zur Zahlung von Entschädigung an Angehörige der Ogoni-Minderheit in Nigeria verurteilt worden. Ein nigerianisches Bundesgericht sprach 23 Ogoni-Familien am Wochenende rund 245,8 Millionen Naira (ca. 4,1 Millionen Mark) zu.

Die 500.000 Menschen zählende Ogoni-Minderheit gehört zu den vielen unter der Ölförderung leidenden Völkern im Niger-Flußdelta in Nigeria, wo der Großteil des nigerianischen Erdöls von internationalen Konzernen in Joint-ventures mit der nigerianischen Regierung gefördert wird. Proteste der „Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes“ (Mosop) unter dem Schriftsteller Ken Saro-Wiwa ab 1993 hatten die Probleme der Umweltzerstörung und der sozialen Vernachlässigung der Fördergebiete zum ersten Mal international bekannt gemacht. Mosop-Führer Saro-Wiwa wurde 1995 hingerichtet. Inzwischen sind überall im Niger-Delta Protestbewegungen aktiv. Die Befriedung der Region ist eine Priorität des neuen Präsidenten Olusegun Obasanjo, der am 29. Mai sein Amt übernahm.

Im vorliegenden Fall ging es um ein Leck, das am 31. Juli 1994 in der Pumpstation Yorla im Ogoni-Gebiet auftrat – also zum Zeitpunkt der schwersten militärischen Repression der Ogoni-Proteste. Es habe an diesem Tag eine „ohrenbetäubende Explosion“ in der Pumpstation gegeben, so die Anklageschrift. „Darauf folgte ein mächtiger Ölerguß, der zu einer etwa 30 Meter hohen Fontäne anwuchs“. Das herabregnende Öl habe die umliegende Gegend, in der die Menschen von Landwirtschaft und Fischerei lebten, ruiniert.

Das Gericht gab den Klägern in allen Punkten recht. Die Verschmutzung sei auf die Aktivitäten Shells zurückzuführen und nicht, wie Shell vor Gericht argumentierte, auf Sabotage. Von der Verteidigung aufgebotene Zeugen, die zunächst von einer Mosop-Sabotageaktion gesprochen hatten, seien von Shell bestochen worden. D.J.

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