Katzenjammer

Bislang gab sich der Tiger außerhalb des Boxrings zumeist als anschmiegsamer Schmusekater. Seine Krallen hat Dariusz Michalczewski nur selten ausgefahren, der Halbschwergewichts-Weltmeister der WBO wollte es sich mit niemandem verderben – vor allem nicht mit seinem Manager und Promoter Klaus-Peter Kohl.

Das hat sich diese Woche offensichtlich geändert, in der Michalczewski den offenen Schlagabtausch mit seinem Mentor suchte. Der bekam die Fäuste nicht schnell genug hoch, seine Deckung war keine. Kohl mußte sich anzählen lassen. Der Tiger erklärte, er wolle nicht gegen Ballard kämpfen, wie es sein Manager geplant hatte. Das wäre „die reine Muppet-Show“ gewesen. Er müsse „an seinen Ruf denken“. Und an seine Einnahmen.

Eine Million Mark an Kampfbörse hätte Michal-czewski für seine fünfte Titelverteidigung in diesem Jahr erhalten. Weitaus mehr – vor allem an Werbegeldern – wäre drin, würde er in Zukunft statt für Kohl und Premiere im Auftrage von SAT 1 tätig sein. Statt bestenfalls einer guten Million Abonnenten könnten es dann 15 oder vielleicht sogar einmal 20 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen werden.

Der Berliner TV-Sender plant für 1996 einen eigenen Boxstall, Henry Maske (RTL) will noch ein Jahr weitermachen, um dann als unbesiegter IBF-Champion im Halbschwergewicht abzutreten. Michalczewski, tief enttäuscht darüber, immer nur unter ferner liefen boxen zu müssen, wäre in diesem Fall der einzige deutsche Weltmeister. Eine gute Ausgangsposition für einen Stallwechsel, raus aus Kohls Univer-sum. Da kann man es sich leisten, seinen zukünftigen Ex-Manager anzufauchen. Vielleicht sogar zu verspeisen. cleg/Foto: Universum