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■ Skandal um Joschka Fischer!

Nachdem Rau letzte Woche seinen Amtseid abgelegt hatte, forderte Bundestagspräsident Thierse die Abgeordneten auf, das Deutschlandlied anzustimmen. Alles erhob sich, alles und sang: „Einigkeit und Recht und Freiheit ...“

Alles? Ein mageres Häufchen auf der Regierungsbank neben dem singenden Kanzler verweigerte miesepetrig sein Mittun. Der grüne Außenminister. „Stumm wie ein Fisch!“ (Bild) Lautlos wie ein Feuchtbiotop störte er die feierliche Athmosphäre. Er bewegte nicht einmal seine schmalen Lippen. Skandal! Nun teilte Fischers Ministeriumssprecher mit: „Die Achtung vor der Nationalhymne gebiete es ihm, daß er sich angesichts seiner schlechten gesanglichen Qualitäten beim Absingen nicht beteiligte.“ So sensibel ist unser Außenminister also!

Davon kann sich die Love Parade, die heute wie gewohnt raubend, mordend und brandschatzend durch Berlin ziehen wird, auch ein Stückchen abschneiden. Lustig wie jedes Jahr, daß das weltgrößte Drogenmeeting vor allem in CDU-Kreisen seine entschiedensten Unterstützer findet. Ein bißchen mehr Gegnerschaft würde der Veranstaltung, bei der eine Technooper vorgestellt wird, guttun.

Die Oper ist übrigens so orginell, witzig und schräg wie die CDU, SPD, Grüne und das gesamte Neue Berlin: Ein Junge namens Techno mag Techno, ein Mädchen namens Opera findet Opern gut. Im Internetchat lernen sie sich kennen, lösen sich in Bits auf, durchqueren einen Zeittunnel und lernen sich und die Musik des anderen im Finale dann gut finden. Megakraß! Es gibt Liebe auf der Welt, und sie ist in dir! So die Botschaft des „spannenden Crossovers“ (die Veranstalter) Das gibt es also alles. Das kann man sich im Internet auch live anschauen. Vorgestern war übrigens der Internationale Welttag des Küssens! Und der Leser ist wieder der Dumme. Detlef Kuhbrodt

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