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Neustadt-Demo gegen „Faschos“

■ 200 Menschen demonstrierten gegen Rechte links der Weser

Trotz sengender Hitze sind gestern 200 Demonstranten durch die Bremer Neustadt gezogen. Sie protestierten damit in der Pappel- und der Kornstraße friedlich gegen die rechtsextreme Szene im Stadtteil links der Weser. Immer wieder, so die Veranstalter vom Stammtisch gegen Rechts, sei es dort in letzter Zeit zu Auseinandersetzungen mit den „Faschos“ gekommen. Mit der Demonstration wollten sie die Anwohner informieren und ein Zeichen gegen die Rechten setzen.

Anlaß der Demo war eine zunehmende Bedrohung durch die Rechten. Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer äußerte sich ähnlich. Er begrüßte die Demonstration ausdrücklich. Zumal es erst im vergangenen Jahr Probleme mit Rechten im Stadtteil gegeben hatte. In der Gastfeldstraße hatte sich in der Kneipe Darthula ein Rechten-Treff entwickelt, der inzwischen aber wieder geschlossen hat.

In jüngster Zeit sind nach Angaben der Beteiligten mehrmals „links aussehende“ Personen in der Straßenbahn-Linie 4 von Nazi-Gruppen zusammengeschlagen worden. „Eine Linke wurde beinahe mit dem Auto überfahren“, so das Veranstalter-Team. Besorgniserregend sei außerdem, daß ein DVU-Mann in der Bremer Bürgerschaft sitze. In verschiedenen Stadtteil-Beiräten, darunter in der Neustadt, sitzen ebenfalls DVU-Abgeordnete.

Den 15 Leuten vom Stammtisch gegen Rechts sind seit einiger Zeit „Fascho-Aktivitäten“ in der Neustadt aufgefallen. Sieben bis acht Rechtsradikale vermuten sie im Stadtteil. Die Links-Aktiven fürchten, daß die Neonazis in der Neustadt „ihre Strukturen aufbauen“ wollen. So hielten sie den Demonstrationszug vor einem Haus in der Kornstraße an, in dem sie eine „Fascho-WG“ vermuten, die der „Freien Kameradschaft“ angehören soll. Vor dem Haus skandierten die Demonstranten „Nazis raus“.

Der Stammtisch gegen Rechts ist vor drei Monaten zum Info-Austausch und Selbstschutz entstanden. Zu den rund 15 Aktiven gehören auch linke Organisationen wie die Sozialistische Alternative / Voran (SAV), die Freie Arbeiter Union (FAU) und der Linksruck. „Wir wollen die Bedrohung durch Nazis beenden“, fordert die Gruppe. Wiederholt haben sie dazu aufgerufen, sich „gegen Rechts zu organisieren“. Namen wollen sie zum eigenen Schutz nicht nennen. pipe

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