: Hunde und Kinder zuerst im Spielraum
Der Walter-Möller Park in Altona wird anwohnergerecht umgestaltet ■ Von Gernot Knödler
Auf der großen Wiese im Park haben Vierbeiner das Sagen: Als der wißbegierige Alexander Porschke mit Anwohnern und Bezirksvertretern gestern durch den Walter-Möller-Park in Altona spazierte, stürzte sich eine Horde Pudel auf den grünen Umweltsenator. Die beiden alten Damen auf der Parkbank nebenan hatten ordentlich Mühe, ihre mißgünstigen Schoßhündchen zu bändigen. „Das Recht des Stärkeren ist hier an der Tagesordnung“, sagt Kirsten Winkler.
Die Landschaftsplanerin hat zusammen mit den AnwohnerInnen einen Plan entwickelt, wie der Park in dem dicht besiedelten Stadtteilvor allem für Kinder wieder zur Oase werden kann. Sein Kernstück: Die hoffnungslos überdüngte Hauptwiese soll hundefrei und zur Spielfläche werden. Für Waldi und Hasso wird im Gegenzug ein eigener Tummelplatz geschaffen.
Fast eine Million Mark wird die Umweltbehörde aus dem Programm „Spielraum Stadt“ zur Verfügung stellen. Das Programm soll die Spielmöglichkeiten von Kindern in Problemstadtteilen verbessern und ergänzt das Programm „Soziale Stadtteilentwicklung“ der Stadtentwicklungsbehörde (Steb), das auf eine Kofinanzierung aus den Töpfen anderer Behörden angelegt ist. Im Falle des Walter-Möller Parks steuert die Steb weitere 200.000 Mark bei. Der Bezirk kümmert sich dabei um den praktischen Teil.
Um den Park vom Lärm der stark befahrenen Holstenstraße zu schützen, werden Arbeiter eine Wand aus Wackersteinen aufschichten. An dem flachen Hang, der sich daran anlehnt, wird die Andeutung eines Amphitheaters entstehen, direkt daneben eine Kletterwand und ein Stück weiter eine Halfpipe plus Skating-Parcours.
Alle diese Ideen hat Kirsten Winkler zusammen mit den Kindern und Jugendlichen im Viertel entwickelt. In jeder Phase dürfen sie den Umbau des Parks begleiten – bis hin zu den nötigen Arbeiten selbst: An einem alten Wasserbecken klopfen sie Granitwürfel in den Sand und umrahmen damit Mosaiken, welche die Kinder einer nahegelegenen Kita geklebt haben. Auf den Bohlen der Sitzbänke dahinter haben sich andere bereits mit kleinen Brandmalereien verewigt: Herz mit Pfeil, Baum mit Sonne, FC St. Pauli. Auch die Griffe der Kletterwand sollen sie mit anschrauben dürfen.
Geld und Raum fehlen derzeit noch für das geplante Café neben dem künftigen Hundetummelplatz. Auf unbestimmte Zeit wird es den Hunden weiterhin besser gehen als den Menschen: Während das zum Café gehörige öffentliche WC auf sich warten lassen wird, bekommen die Hunde bald eine Chemotoilette. Die rund 30 Stammnutzerinnen des Hundetummelplatzes sollen die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Gefährten mit dem Schäufelchen einsammeln und in einen Sammelbehälter schütten, wo die Tretminen neutralisiert werden.
Welcher Hund will schon in den Haufen seines Nachbarn treten?
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