: Streit bleibt nicht unterm Deckel
Senat sucht Investoren für Autobahndeckel über die A 7. Kleingärtner, die umgesiedelt werden sollen, stellen sich weiter quer ■ Von Peter Ahrens
Die Konflikte werden nicht unterm Deckel gehalten. „Die Kleingärtner finden das gar nicht lustig“, räumt Eugen Wagner ein. Der SPD-Bausenator ist trotzdem überzeugt, „daß wir dieses Ding auch realisieren“. Dieses Ding – das ist der geplante Autobahndeckel über die A 7 zwischen Bahrenfeld und Othmarschen. Um ihn realisieren zu können, müssen die Kleingärtner der Umgebung, die auf den Deckel umsiedeln sollen, mitspielen. Und auch wenn der Senat gestern Entgegenkommen signalisierte, stellen sich die Gärtner bisher quer.
„Wenn ein paar Kleingärtner partout nicht umziehen wollen, müssen wir uns eben um Alternativflächen für sie bemühen“, sagte Wagner gestern im Rathaus. Da will der Landesbund der Kleingartenfreunde aber nicht mittun. „Unser Standpunkt ändert sich dadurch nicht: Wir bleiben strikt dagegen umzuziehen“, erklärte Oberkleingärtner Ingo Kleist (SPD). Er habe bisher noch von keinem Kleingärtner gehört, der gern bereit sei, auf den Deckel umzusiedeln. „An einer vertraglichen Lösung sind wir nicht interessiert.“
Der Plan des Senats: Die Autobahn soll aus Lärmschutzgründen einen Deckel bekommen. Um den zu finanzieren, will man Kleingartenflächen in der Nähe auf den Deckel umsiedeln und die freigewordenen Flächen verkaufen. Der Wohnungsbau-Beauftragte des Senats, Tassilo Braune, schätzt die Kosten für das Projekt auf 350 Millionen Mark. Ein Investoren-Wettbewerb ist jetzt europaweit ausgeschrieben. Das pfiffigste Konzept soll gewinnen – will sagen: Das Konzept, das die beste Vermarktung der freiwerdenden Flächen garantiert. Denn der Senat muß möglichst viel Geld aus den Flächen herausholen. Schon jetzt rechnet er mit einer Finanzierungslücke zwischen 174 und 240 Millionen Mark. Deshalb ist in der Ausschreibung auch nicht nur der Deckel-Bau, sondern ebenfalls die Vermarktung der Grundstücke enthalten, auf denen bisher noch Kleingärtner pflanzen und ernten.
Am Ende könnte sogar eine Lösung stehen, in der die Kleingärtner keine Rolle mehr spielen. „Das Konzept geht allerdings im Moment noch von der Kleingarten-Lösung aus“, sagt Braune. Wieviel man aus der Vermarktung der Kleingartenflächen herausholt, die zu Baugrundstücken werden sollen, hängt auch von der Entwicklung der Grundstückspreise ab, muß Wagner eingestehen. Und die sind zuletzt gefallen.
Daß die Flächen überhaupt freiwerden, sieht Kleingärtner Ingo Kleist noch nicht. Den Deckel an sich hält er zwar für sinnvoll, aber nicht, wenn „wir Kleingärtner als Zahlmeister für die Stadt herhalten sollen“. Für Kleist sind die Senatspläne sowieso „Wunschträume: Ich gehe davon aus, daß bei dem Projekt am Ende nicht viel herauskommt.“
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