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Unterm Strich

Der Literaturbetrieb ist ein hartes Geschäft: Von 1.000 „unverlangt eingesandten“ Manuskripten wird nur eines veröffentlicht. Die 17jährige Katharina Weil aus Münchholzhausen hatte Glück. Mit ihrer Erzählung „Solo in Moll“ hatte sie beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen ihren ersten schriftstellerischen Erfolg: Die Erzählung über eine unglückliche Liebe soll in der Suhrkamp-Reihe „Nagelprobe“ erscheinen. Daß der Suhrkamp Verlag „ziemlich angesehen“ ist, hat Katharina Weil allerdings erst nach ihrer Veröffentlichung aufgeschnappt, wie die erstaunte dpa-Korrespondentin Julia Ranniko berichtet.

„Die Veröffentlichung in einer Anthologie muß noch lange nicht den Sprung zum eigenen Buch bedeuten“, stoppt Suhrkamp-Lektor Thorsten Ahrend zu hohe Erwartungen. Von den 30 Manuskripten, die täglich auf seinen Tisch flattern, könne nur ein Bruchteil gedruckt werden.

Autoren sollten sich an ein paar einfache Regeln halten, meint Suhrkamp-Sprecherin Heide Grasnick: Nach dem passenden Verlag suchen; in Lieblingsbüchern nachschauen, wer sie lektoriert hat – und die Manuskripte zur richtigen Abteilung des Lektorats schicken.

Der Lektor des Ahrend Verlags tröstet: Die Verlage suchten wieder junge Schriftsteller. Daß allerdings ein Nachwuchsautor „so superhoch fliegt“ wie Benjamin Lebert mit „Crazy“, sei sehr ungewöhnlich. „Das bedeutet wohl demnächst mehr Bücher von 16jährigen“, schmunzelt Ahrend. Genau darauf setzt die Lektorin Kerstin Gleba von Kiepenheuer & Witsch, die Lebert zu seiner Geschichte animiert hat: „Vielleicht werden jetzt auch andere junge Schreiber ermuntert.“

Rund 80.000 Bücher kommen im Jahr auf den Markt. Katharina Weil läßt sich von der Bücherflut nicht entmutigen: „Ich will sowieso nur nebenberuflich Schriftstellerin werden.“

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