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Wir sind die Wahnsinnigen

■ Britische Werbung für Rindfleisch

Berlin (taz) – Britische Rinderzüchter und Schlachter können aufatmen: Ab August dürfen sie wieder exportieren. Das nützt freilich nicht viel, solange das Vertrauen der Verbraucher noch nicht wiederhergestellt ist.

Einige Interessenten gibt es immerhin schon. So sagte der britische Fleischerfachverband der Financial Times, es gebe Anfragen aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden – besonders nach Qualitätsfleisch wie vom Aberdeen Angus. Jeder Lichtblick ist willkommen, die Briten haben schließlich viel aufzuholen.

Seit dem Exportverbot 1996 wurden in England 2,5 Millionen Rinder getötet, Exportumsätze in Höhe von 1,8 Milliarden Mark gingen verloren, der Verbrauch in England sank um die Hälfte. Die schlimmste Krise der englischen Landwirtschaft soll nach Angaben britischer Ökonomen 44.000 Jobs gekostet haben. Kein Wunder, daß die Fleischindustrie schon bei der Ankündigung der EU im Dezember 1998, das Verbot aufheben zu wollen, sofort eine Werbekampagne in Auftrag gab. Die Aktion „British Beef Returns“ kostete 17 Millionen Mark und appelliert an den schwarzen Humor. Ein Vorschlag der Werbefachleute für die nächste Plakatserie lautete „WIR sind noch wahnsinnig, unsere Rinder sind es nicht mehr“.

Letzteres stimmt leider nicht ganz. Für 1999 werden bei einem Gesamtbestand von elf Millionen Tieren noch 1.000 BSE-Fälle vorausgesagt. Damit gilt die Seuche zwar als kontrolliert, aber mit den EU-Qualitätsauflagen dürfen gerade einmal 40 Prozent der vor dem Verbot vermarkteten Tiere ausgeführt werden – zu Erzeugerpreisen, die um ein Fünftel gefallen sind. Für viele Bauern ist das der wahre Wahnsinn. mra

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