: Neuer Messechef sucht neue Wege
■ Messe Berlin erzielte 1998 gerade mal ein Zehntel des Umsatzes der Frankfurter Messe
Die Geschäftsführung der Messe Berlin will sich eine neue Strategie ausdenken. Aber erst nach den Ferien: Auf einer Tagung im September soll über neue Weichenstellungen für den Hauptstadt-Messeplatz beraten werden. Raimund Hosch, seit dem 1. Juli neuer Vorsitzender der Geschäftsführung, präsentierte am Donnerstag seine ersten Überlegungen und Visionen. Es gehe dabei um neue Messeinhalte und die Erweiterung des finanziellen Handlungsspielraums. Sein Problem: Die Messe in Frankfurt am Main, deren Geschäftsführer Hosch vor seinem Gang nach Berlin war, habe 1998 rund 111 Millionen DM Netto-Chash-flow erwirtschaftet, in Berlin sei nicht einmal ein Zehntel davon erzielt worden.
Einen zentralen Platz in den Überlegungen von Hosch nimmt der neue Stellenwert des Internets in der Geschäftsausrichtung ein. Leitmessen müßten sich mehr für Multimedia öffnen, der reale Markt sollte dadurch mit dem virtuellen Markt verknüpft werden. Messen könnten nach den Vorstellungen Hoschs ein Teil des weltweiten Marketings der Aussteller auf sich ziehen und sich diese Leistung bezahlen lassen. Das Internet sei dabei, die Handelsströme völlig zu verändern. Dem müsse auch in der Messekonzeption Rechnung getragen werden.
Es reiche nicht aus, das Internet vor und nach den Messen als Informationsquelle zu nutzen, sagte Hosch. Es gehe um die reale und zugleich weltweit virtuelle Messepräsentation bei der Anbahnung und beim Abschluß von Aufträgen. Für das Umsetzen dieser Ideen sucht Hosch investitionsbereite Partner für ein Joint-venture, etwa aus dem Software-Bereich. Allein könne die Messe diese Konzeption nicht umsetzen.
Die Führung der Besucherströme auf der Messe am Funkturm ist nach Ansicht von Hosch unbefriedigend. Es gebe den „historischen Eingang“ im Norden, der die Besucher gleich auf die oberen Hallenebenen führe. Damit seien Austeller und Fachverbände zunehmend unzufrieden und drängten auf Abänderung. Im Süden gebe es derzeit einen „provisorischen Hintereingang“, der als attraktives Eintrittstor für die Besucher gestaltet werden müsse. Hosch begrüßte die weit gediehenen Überlegungen, die Deutschlandhalle für die Nutzung als Eissporthalle umzubauen und damit den Abriß der bisherigen Eissporthalle zu ermöglichen. Diese stehe einer angemessenen Lösung für den Südeingang im Wege. Der neue Messechef äußerte die Hoffnung, daß die dazu notwendigen Entscheidungen des Senats noch vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus erfolgen und nicht im Wahlkampf untergehen. ADN/taz
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