Rugova lehnt Zusammenarbeit mit UÇK und Serben ab

■ Der gewählte Präsident der Kosovaren auf Stippvisite in seinem Land. Serbiens Opposition setzt Proteste fort. Griechenland und Holland wollen Hilfsplan für Jugoslawien

Die serbische Opposition hat ihre Reihe von Protestkundgebungen am Donnerstag abend fortgesetzt. Mehr als 10.000 Menschen kamen zu einer Versammlung in der zentralserbischen Stadt Kragujevac. Sie forderten den Rücktritt des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic und mehr Demokratie. Auch in Valjevo und Leskovac habe es am Abend wieder Proteste gegen die Führung in Belgrad gegeben, meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Beta.

Der Vorsitzende der Demokratischen Partei Serbiens, Zoran Djindjic, sieht die serbische Opposition unter Zeitdruck. Miloševic müsse bis September zurückgetreten sein. Sonst werde der Winter die sozialen Spannungen erhöhen und eine „humanitäre Katastrophe“ mit sich bringen. Die Bevölkerung werde dann kein Gehör mehr für demokratische Ziele auf friedlichem Weg haben, sagte Djindjic. Ende August wolle die Opposition auch in Belgrad große Kundgebungen abhalten.

Die Partei des gemäßigten Führers der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, lehnt die Zusammenarbeit mit den anderen politischen Kräften im Kosovo ab. Seine „Demokratische Liga des Kosovo“ (LDK) weigerte sich gestern, an einem von den UN organisierten Treffen teilzunehmen. Als Grund wurde vermutet, daß die dort vertretene Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) und die mit ihr verbündete Vereinigte Demokratische Liga zusammen vier Sitze haben, die LDK jedoch nur zwei. Rugova war erst am Donnerstag aus dem italienischen Exil in seine Heimat zurückgekehrt, hat aber bereits am selben Abend das Kosovo wieder verlassen, angeblich um seine Familie nachzuholen. Rugovas Partei LDK hatte nach seiner Rückkehr erklärt, der 1992 von den Kosovo-Albanern gewählte Präsident wolle seine politische Arbeit fortsetzen und mit den internationalen Organisationen und den Serben im Kosovo zusammenarbeiten.

Griechenland und Holland wollen beim nächsten Treffen der Außenminister der Europäischen Union einen Hilfsplan für Jugoslawien vorlegen. Dies gab am Donnerstag abend in Athen der griechische Außenminister Georgios Papandreou nach einem Treffen mit dem Chef der oppositionellen „Serbischen Erneuerungsbewegung“, Vuk Draskovic, bekannt. Papandreou meinte, mit dem Hilfsplan solle der Wiederaufbau der Elektrizitätswerke, der Raffinerien sowie der Infrastruktur des Landes sichergestellt werden. Bedingung seien Schritte in Richtung Demokratisierung.

Die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrieländer (G 7) hatten am Dienstag erklärt, daß Serbien keine Wiederaufbauhilfe bekommt, solange Miloševic die Demokratisierung verhindere. Der stellvertretende Kommandeur der internationalen KFOR-Truppen im Kosovo, der deutsche Generalmajor Klaus Olshausen, legte eine Zwischenbilanz der registrierten Kriegsverbrechen vor. Danach sind bislang 202 Massengräber bekannt, „von denen rund 40 Prozent als solche identifiziert“ seien. Es seien aber „noch nicht alle Stätten von Untaten“ gefunden worden, sagte Olshausen der Märkischen Allgemeinen.

Rund 500 russische Soldaten sind am Donnerstag abend als Verstärkung der KFOR im Kosovo eingetroffen. Der Nato-Oberkommandierende in Europa, US-General Wesley Clark, hatte zuvor die kosovo-albanische Bevölkerung an den Stationierungsorten russischer Soldaten zur Ruhe aufgerufen. Gegen die Stationierung hatte es mancherorts tagelange Proteste gegeben, weil die Albaner in den Russen Verbündete der Serben sehen. dpa/rtr