: Friedensverhandlungen in Kolumbien wieder vertagt
■ Regierung und Farc-Guerilla streiten sich über internationale Kontrollkommission
Buenos Aires (taz) – Bereits zum dritten Mal sind in Kolumbien die Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) und der Regierung verschoben worden. Ursprünglich wollten sich beide Seiten heute an einen Tisch setzen und eine zwölf Punkte umfassende Tagesordnung abarbeiten. Ziel ist, das Land nach 40 Jahren Bürgerkrieg zu befrieden. Doch am Samstag teilten beide in einer gemeinsamen Erklärung mit, daß sie sich nicht über die internationale Kontrollkommission einigen konnten, die in der entmilitarisierten Zone die Einhaltung der Menschenrechte überprüfen soll.
Die Armee hat sich komplett aus einem Gebiet zurückgezogen, das so groß wie die Schweiz ist, und dort der Guerilla das Feld überlassen. Der Rückzug war die Bedingung der Guerilla für Verhandlungen. Vergangene Woche beschuldigte der Ombudsmann der Regierung die Farc, in ihrer Zone elf Menschen ermordet zu haben, die sie als Informanten der Regierung beschuldigt hatte.
Vertreter von Regierung und Guerilla wollen jetzt am 30. Juli beraten, wie es jetzt weitergehen soll. Beide Seiten bekräftigten formal ihren Willen „für den Konflikt, den unser Land durchlebt, eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden, um einen Staat zu begründen, der auf sozialer Gerechtigkeit fußt“. Ursprünglich sollten die Verhandungen am 7. Juli beginnen, danach war der Termin auf heute verschoben worden. Einen neuen gibt es nicht.
Die Hinhaltetaktik der Guerilla setzt Präsident Andrés Pastrana weiter unter Druck. Aus der Opposition und der eigenen Partei wird ihm vorgeworfen, sich von der Guerilla die Marschroute und die Themen vorschreiben zu lassen. Die Regierung hingegen will den erneut verschobenen Verhandlungsbeginn nicht als Rückschritt interpretieren. Fabio Valencia, Beauftragter für die Gespräche, sagt: „Wir befinden uns in einem schwierigen Prozeß und müssen verstehen, daß wir einen 40jährigen Bürgerkrieg zu überwinden versuchen.“ Raul Reyes, einer von sieben Farc-Kommandanten, unterstrich die Bereitschaft der stärksten Guerilla Kolumbiens, verhandeln zu wollen.
Woran die geplanten Gespräche tatsächlich gescheitert sind, blieb offen. Entscheidend war aber, daß Pastrana in der internationalen Beobachterkommission ein Kontrollgremium sieht, dem die Bewohner der von der Guerilla kontrollierten Zone Menschenrechtsverletzungen anzeigen können. Die Farc hingegen sieht in der Komission lediglich ein den Friedensprozeß begleitendes Gremium.
Ingo Malcher
Kommentar Seite 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen