: Togos Wasserleichen
■ Der Streit zwischen Togos Regierung und „amnesty international“ will nicht enden
Berlin (taz) – Stimmt es, daß Togos Militär nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen des vergangenen Jahres Hunderte Regimegegner tötete und ihre Leichen ins Meer warf? Diese Anschuldigung, die „amnesty international“ im Mai erhob, überschattet den Besuch von Frankreichs Staatspräsident Chirac.
Togos Präsident Eyadema hat in Frankreich viele Freunde – bis hin zum Anwalt Jacques Vergès, der im Auftrag der togoischen Regierung einen Verleumdungsprozeß gegen „amnesty“ vorbereiten soll. „Amnesty“ hat Chiracs Besuch in Togo als verdeckte Unterstützung für Eyadema kritisiert.
Togos Regierung hat seit der Veröffentlichung des umstrittenen amnesty-Berichts alles getan, um auf gewohnt autoritäre Manier die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation zurückzuweisen. Amnesty-Generalsekretär Sané, ein Senegalese, wurde an der Einreise gehindert und auf regierungstreuen Aufmärschen als „satanischer Sané“ verunglimpft. Drei Togolesen, die Verbindungen zu ai hatten, wanderten hinter Gitter.
Der nigerianische amnesty-Mitarbeiter Ameen Ayodele geriet in Togo als „Spion“ in Haft, als er auf dem Landweg aus Ghana einreiste und bei der Grenzkontrolle nur seine amnesty-Mitgliedskarte vorzeigen konnte, da man ihm alle Papiere vorher gestohlen hatte. „Ameen verbrachte neun Tage in einer Zelle, nackt und ohne Nahrung. Er wurde jeden Tag geschlagen und gefoltert. Die togoischen Behörden fragten ihn nach seinem amnesty-Engagement in Togo“, heißt es in einer amnesty-Erklärung zu seinem Fall. Der Nigerianer sei auch an einen Strand geführt worden, wo man „drohte, ihn hinzurichten und seine Leiche ins Meer zu werfen“.
Auch das Nachbarland Benin, an dessen Küste laut amnesty viele der 1998 ins Meer geworfenen Leichen angeschwemmt worden sein sollen, wurde zu Hilfe gerufen. Das ist allerdings schiefgegangen. Die staatliche Menschenrechtskommission Benins befand Anfang Juli, es habe „Einzelfälle“ angeschwemmter Leichen gegeben. Das entspricht nicht so richtig der Position der togoischen Regierung. Diese Woche veröffentlichte Benins unabhängige Menschenrechtsliga einen Bericht, wonach Zeugen über 100 Leichenfunde bestätigt hätten. Für Togos Regierung gibt es jetzt nur eine Schlußfolgerung: „Die Verantwortlichen von Amnesty international und ihre Jünger der Menschenrechtsliga Benins sind vom bösartigen Plan inspiriert, Zwietracht zu schüren“, erklärte Regierungssprecher Koffi Panou.
Doch nachdem die Vorwürfe einfach nicht verschwinden wollen, signalisieren Togos Behörden zu Chiracs Besuch eine zaghafte Kehrtwende. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP sagte Jean-Gilles Portejoie, Mitglied des französischen Anklagekomitees gegen „amnesty“, die togoische Regierung sei zu einer internationalen Untersuchung der amnesty-Anschuldigungen bereit. Dominic Johnson
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen