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Coca-Cola darf keine Kleinen mehr ärgern

EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert wirft dem Getränkekonzern Mißbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung vor. Auch in Deutschland wurden Niederlassungen durchsucht  ■   Von Thorsten Denkler

Berlin (taz) – Coca-Cola kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. In Deutschland, Österreich, Dänemark und Großbritannien hat EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert Anfang der Woche Niederlassungen des US-Getränke-Giganten durchsuchen lassen. Sein Vorwurf: Mißbrauch der marktbeherrschenden Stellung.

Van Miert erklärte gestern in Brüssel, der Coca-Cola-Konzern biete seinen Vertriebspartnern Rabatte an, wenn die nicht nur Coca-Cola, sondern gleich die gesamte Produktpalette von Fanta bis Sprite ins Sortiment aufnähmen. Darüber hinaus zahle Coca-Cola Prämien, wenn ihre Vertragshändler Konkurrenzprodukte aus den Regalen verbannten. Die Coca-Cola-Zentrale in Essen ist sich keiner Schuld bewußt: Man gehe davon aus, „daß alle Wettbewerbsgesetze und Richtlinien eingehalten werden“.

Die Konkurrenz hielt sich mit Kritik vornehm zurück. Frank Hezel, Vorstandsvorsitzender der Mineralbrunnen AG, die neben Bluna auch die Szene-Marke Afri-Cola herstellt, nahm Coca-Cola sogar indirekt in Schutz: Er habe bisher keine Behinderungen feststellen können, wolle aber nicht ausschließen, „daß es solche Verkaufspraktiken gibt“. Pepsi-Cola verzichtete auf jeden Kommentar.

Eike Sacksofsky, Sprecher des Bundeskartellamtes, hat nichts dagegen, wenn für großzügige Rabatte Gegenleistungen verlangt werden. „Wer aber so stark ist wie Coca-Cola, der kann nicht mehr machen, was er will.“

„The Coca-Cola Company“ sitzt in Europa fest im Limonaden-Sattel. In Deutschland hat das Traditionsunternehmen einen Marktanteil von 60 Prozent. Nicht einmal Hauptkonkurrent Pepsi bekommt gegen Coke einen Fuß auf den Boden. Erst im Juni hatte das Kartellamt Coca-Cola untersagt, sich den Konkurrenten Schweppes einzuverleiben, um weitere Wettbewerbsnachteile für die Konkurrenz zu verhindern.

Der Konzern ist nach dem Skandal um verseuchte Cola-Produkte in Belgien und Frankreich angeschlagen. Ende Mai erkrankten Hunderte Menschen aus bisher ungeklärten Gründen nach dem Genuß von Coca-Cola. Im zweiten Quartal 1999 sanken die Gewinne um 249 Millionen auf 942 Millionen US-Dollar. Weltweit hat der Kistenabsatz um zwei Prozent abgenommen. Die Konzernführung in Atlanta führt das auch auf den Cola-Skandal zurück.

In Belgien setzt Cola verstärkt auf vertrauensbildende Maßnahmen: Das Unternehmen hat jedem der zehn Millionen Einwohner eine 1,5-Liter-Flasche Coke spendiert. Ob sich van Miert von einer Flasche Cola umstimmen lassen würde, ist allerdings fraglich.

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