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Wer die richtige Partei wählt, wird reich

■ Unter „wahlboerse-berlin.de“ kann mit den Chancen der Parteien spekuliert werden. Permanente Umfrage der Humboldt-Uni

Die Börse wird immer beliebter. Da rufen Studis zu Ideenbörsen auf, in besonders coolen Bars richtet sich der Preis der Getränke nach Bietern und Gebotenem – und jetzt gibt es sogar eine Wahlbörse. Ausgedacht hat sich das Professor Werner Güth von der Humboldt-Universität. Sein Motiv: Er will die Wahlen zum Abgeordnetenhaus interessant machen.

Wie das geht? Man schaltet das Internet ein. Die Wahlbörse existiert nicht wirklich, sondern nur virtuell. Unter wahlboerse-berlin.de können ab dem 27. August die Berliner richtige Broker werden. Bei der Wahlbörse haben „die Teilnehmer die Möglichkeit, mit dem Handel von Partei-Aktien die Funktion von Finanzmärkten zu erleben und durch geschicktes Handeln Geld zu verdienen“, wie es in einer Erklärung der Humboldt-Uni heißt.

Gehandelt wird aber nur mit fiktiven Aktien aller Parteien, die zur Wahl angetreten sind. Der Wert der einzelnen Parteien richtet sich dabei nicht nach der Größe ihrer Dienstwagen oder der Anzahl ihrer Kontakte zur realen Wirtschaft, sondern wird einzig und allein durch die Erwartungen bestimmt, die die Internet-Zocker über das Abschneiden am Wahlabend haben. Sind die Aussichten gut, wird gekauft. Andernfalls verkauft. Nebenbei ist die Wahlbörse also eine Art permanente Umfrage.

Güth möchte aber nicht nur herausbekommen, welche große Koalition Berlin im nächsten Jahrhundert regieren wird – die Humboldt-Uni will darüber hinaus in der Scientific Community brillieren und „neue Erkenntnisse über die Prognosefähigkeit von Märkten sammeln“.

Kein Wunder, daß Güth allen Teilnehmern anbietet, anders als an der wirklichen Börse mit Peanuts zu handeln. Zwei Mark reichen aus, um bei der Wahlbörse mitspekulieren zu dürfen. Aber auch an Obergrenzen wurde gedacht: Mehr als 100 Mark darf niemand investieren. Fazit: Reich wird man an der Börse, nicht an der Urne. Richard Rother

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