Feldherren neben Gefallenen

■ Die Gesellschaft Historisches Berlin will die Statuen von Generälen wieder Unter die Linden stellen – gegenüber der Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Kunstperformance: Auf dem Bürgersteig zwischen Staatsoper und Opernpalais stehen mehrere meterhohe preußische Generäle aus Sperrholz. Sie sind Teil einer Demonstration der Gesellschaft Historisches Berlin und Ausdruck des langen Streits um die Plazierung von fünf Generalsstatuen – gegenüber und neben der Neuen Wache, der nationalen Gedenkstätte für die Opfer von „Krieg und Gewaltherrschaft“.

Die Bronzefiguren von Yorck, Gneisenau und Blücher stehen heute abseits im hinteren Teil des Prinzessinnengartens. Sie gehören zu einem historischen Ensemble von fünf Generalsstatuen, von denen zwei, nämlich die der Generäle Scharnhorst und Bülow, ursprünglich auf der anderen Straßenseite, neben der Neuen Wache, aufgestellt waren.

Die Mitglieder der Gesellschaft kämpfen nun dafür, daß zumindest Yorck, Gneisenau und Blücher wieder ihren historischen Platz unter den Linden einnehmen. Und das hätte auch eigentlich längst geschehen sollen. Bereits 1992 hatte der Bund 2,2 Millionen Mark für eine Neugestaltung des Prinzessinnengartens bereitgestellt. Dieser Plan sah auch die Umsetzung der Statuen vor.

Doch dann kam alles anders: Der Baustadtrat Thomas Flierl (PDS) wollte die Generäle lassen, wo sie sind. Eine Neuplazierung der Statuen mache nur dann Sinn, wenn man alle fünf Generäle wieder an den alten Platz stelle. Das aber hieße, daß Scharnhorst und Bülow wieder direkt neben der Neuen Wache stehen müßten – für Flierl ein nicht vertretbarer Widerspruch. „Generäle und Opfergedenken schließen einander in diesem Jahrhundert aus.“ Das Bezirksamt Mitte verweigerte deshalb kurzerhand die Genehmigung für das Fällen von zwei Bäumen, der Umbau war gestoppt. Daraufhin legte auch die Stadtentwicklungsverwaltung unter Senator Peter Strieder (SPD) ihr Veto ein.

Die Geschichts-Vereinsvorsitzende Annette Ahem hält dagegen: Die Generäle seien „drei Persönlichkeiten der deutschen Geschichte“, die dringend „aus der Schmuddelecke geholt werden müssen“. Als Lösung bot Flierl nun an: Wenn die Neue Wache ihren Status als nationale Gedenkstätte verliere, wäre auch gegen säbelbewehrte Generäle nichts einzuwenden. Senator Strieder hält wenig von diesem Plan: Denn die Umwandlung einer nationalen Gedenkstätte erfordere die Einwilligung des Bundes.

Eine Lösung des Konflikts ist noch fern. Die Geschichtsfreunde wollen per Petition im Abgeordnetenhaus ihr Anliegen durchsetzen. Bisher haben sie 90 Stimmen zusammen. Olaf Dimigen