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In die Moderne repariert

■ Streit um angebliche Stillegung des AKW Brunsbüttel

„Manchmal hat auch Werner Müller recht“, lobte gestern der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs die vermeintliche Ansicht des parteilosen Bundeswirtschaftsministers, das AKW Brunsbüttel sei „ein idealer Kandidat für den Ausstieg“ aus der Atomkraft. Denn der Reaktor weise „unschlagbar lange Stillstandszeiten aufgrund von Materialproblemen auf“, so Jobs. Besser sei es, das noch ältere AKW Stade, das einen „irreparabel versprödeten Druckbehälter“ habe, ebenfalls vom Netz zu nehmen.

Die HEW sehen das anders. Brunsbüttel gehöre wegen vieler Nachrüstungen zu den modernsten deutschen Anlagen und werde weit über das Jahr 2003 hinaus betrieben werden, behauptete gestern Unternehmens-Sprecher Mario Spitzmüller. Zuletzt sei das AKW sogar 500 Tage lang fehlerfrei am Netz gewesen. Laut GuD-Gutachten (siehe Text oben) wies es von 1989 bis 1998 wegen langwieriger Reparaturen eine durchschnittliche Arbeitsausnutzung von lediglich 48,8 Prozent auf.

Der Spiegel hatte gestern über einen entsprechenden Vorstoß Müllers berichtet und behauptet, Hamburgs SPD-Bürgermeister und HEW-Aufsichtsratsvorsitzender Ortwin Runde sei informiert. Dessen Sprecher Hinnerk Fock konnte dies ebenso wie das Bonner Wirtschaftsministerium gestern nicht bestätigen. Der grüne Umweltsenator Alexander Porschke erklärte, ihm sei davon nichts bekannt.

Die HEW halten 66,7 Prozent an dem 23 Jahre alten Siedewasserreaktor Brunsbüttel (771 Megawatt Leistung), dem ältesten seiner Bauart in Deutschland, ein Drittel gehört dem Hannoveraner Energiekonzern PreussenElektra. Am noch kleineren (640 MW) Meiler Stade, seit 1972 am Netz und damit der zweitälteste deutsche Druckwasserreaktor, halten die HEW ein und PreußenElektra zwei Drittel. smv

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